„Leider werden die Folgen des Klimawandels und die nötigen Veränderungen oft negativ und bedrängend dargestellt“, so Ott, „wir wollen aber zeigen, dass wir unsere Zukunft selbst in der Hand haben.“ Bachmaier ergänzt: „Wir haben einfach mal angefangen. Besser kleine Schritte machen, als gar nichts zu tun.“ Zu diesen Schritten zählten im Jahr 2021 zum Beispiel eine Vortragsreihe, in der Akteure aus Wissenschaft und Praxis die Auswirkungen des Klimawandels und Ansätze für ein Gegensteuern vorgestellt haben. „Information und Bewusstseinsbildung ist eine der beiden Säulen der Projektgruppe. Wir haben gemerkt, viele Leute wissen noch gar nicht viel über den Klimawandel“, sagt Ott. Die zweite Säule ist die Umsetzung konkreter Projekte. So wurden etwa an jeden Haushalt in Fraunberg Blühwiesensamen verteilt, Insektenhotels gebaut und alte Senfgläser als Abfallbehälter für Zigarettenstummel an Bänke angebracht.
Junge Menschen gestalten die Gemeindeentwicklung
Zurück zur Gründung der Projektgruppe: anfangs haben Ott und Bachmaier Vorträge in der Kommune gehalten, um zum Klimaschutz zu informieren. Nach positiver Resonanz tauschten sie sich schließlich mit dem Bürgermeister und Gemeinderat aus: „Wir wollten wissen, was in Fraunberg bereits für den Klimaschutz getan wird.“ So kamen sie in Kontakt mit dem Gemeindeentwicklungsverein, der bereits seit 2003 Impulse für die Kommune gibt. Der Verein bindet die Bürgerinnen und Bürger in die Gemeindeentwicklung und die Dorferneuerung ein, welche vom Amt für Ländliche Entwicklung Oberbayern betreut werden. Verschiedene Projektgruppen des Vereins entwickeln Ideen für die Teilnehmergemeinschaft und den Gemeinderat. „Die Initiative der Abiturienten traf die Philosophie des Gemeindeentwicklungsvereins,“, erklärt Klaus Zeitler, der den Verein seit seiner Gründung begleitet, „deshalb wurde Anfang 2021 offiziell die Projektgruppe zu Nachhaltigkeit und Klimaschutz gegründet.“
„Durch die Zusammenarbeit mit der Gemeinde können wir auf ein starkes Netzwerk zurückgreifen“, sagt Ott, „und wir werden bei relevanten Themen eingebunden, etwa bei der Überarbeitung des Flächennutzungsplans.“ Umgekehrt profitiert auch die Gemeinde vom Engagement der Mitglieder, denn Klimaschutz kann heute ein Aushängeschild für Kommunen sein. Zudem stärkt das gemeinsame Thema den Zusammenhalt und hilft, gerade junge Menschen in Gemeindeprozesse einzubinden. Die inzwischen 18 Mitglieder der Projektgruppe sind bunt zusammengewürfelt – mit dabei sind Studenten, Schreiner, Frisöre. Gemeinsam ist allen, dass sie recht jung sind, zwischen 18 und 30 Jahre. „Die Gemeinde kann zeigen, dass sie junge Leute ernst nimmt“, sagt Bachmaier, „wir wollen schließlich die Zukunft unserer Heimat mitgestalten.“
Gemeinsame Aktionen motivieren
Im Kleinen anzufangen verringert das Ohnmachtsgefühl, dass oft beim Thema Klimawandel entsteht. „Jede Tat ist wertvoll, keiner muss perfekt klimafreundlich leben“, denkt Zeitler, „in der Gemeinschaft kann jeder seine Stärken einbringen. Das schafft Erfolgserlebnisse und motiviert zum Weitermachen.“ Für andere junge Menschen auf dem Land, die sich für Klimaschutz engagieren wollen, haben Ott und Bachmaier Tipps: „Immer wieder über das Thema reden und erzählen, was man selbst im Alltag anders macht und so Keime für’s Handeln säen. Und die Scheu vor der Kommunalpolitik verlieren – einfach mal bei den Gemeindevertretern anfragen, was schon getan wird, oder ein eigenes Projekt vorschlagen.“ Denn klar ist, der ländliche Raum ist auch für Jugendliche und junge Erwachsene attraktiv. Für Ott und Bachmaier vor allem deshalb, weil Fraunberg ihre Heimat ist und weil sie ihre Nachbarn kennen. Außerdem liegt die Natur direkt vor der eigenen Haustür: „Das ist ein großer Antrieb für uns. Wir wollen die Natur erhalten, in der wir aufgewachsen sind, wo wir bereits als Kinder unsere Tage verbracht haben.“
Für ihre Gemeinde hat die Projektgruppe schon einige neue Ideen, etwa die Organisation einer Kleidertauschparty und ein Bücherschrank, um alten Dingen ein neues Zuhause zu schenken. Für die Biodiversität werden weitere Insektenhotels und Vogelbrutkästen gebaut. Auch beim Thema Energie unterstützt die Projektgruppe und wird bei Überlegungen zu Post-EEG-Alternativen für Biogasanlagen eingebunden. Sicher sind der Kreativität der Projektgruppe für die Gestaltung ihrer Heimat hier noch keine Grenzen gesetzt.
Mehr Infos zur Projektgruppe gibt es auf der Webseite, Facebook oder Instagram.