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Klimaschutz durch Moorbodenschutz

Neue Ansprechpartnerin am ALE Oberbayern

Projekt: Langer Atem für den Moorschutz
Moorprobe im Donaumoos
Moorprobe im Donaumoos
© Katrin Boockmann
Rinder stehen auf einer Weidefläche Umgekippter Baum in einer bewaldeten Moorlandschaft Paludikulturen im Donaumoos zur landwirtschaftlichen Nutzung

Frau Grandl, welche Aufgaben nehmen Sie wahr?

Meine Arbeit als Ansprechpartnerin für Klimaschutz durch Moorbodenschutz bringt vielfältige Aufgaben mit sich, vor allem die Vorbereitung von Moorschutzprojekten. Schwerpunktmäßig geht es um die Wiedervernässung bzw. Nassbewirtschaftung von Moorböden. Dabei gilt es, die Mitwirkungsbereitschaft und Motivation der betroffenen Kommunen, Landwirte und Grundstückseigentümer zu klären. Im Zusammenspiel zwischen beteiligten Behörden, Verbänden, Organisationen und regionalen Akteuren treten wir vom ALE Oberbayern als Vermittler und Berater in fachlichen und technischen Fragen auf. Wir unterstützen und begleiten mit unserem Know-how und den Instrumenten der Ländlichen Entwicklung Modell- und Umsetzungsprojekte der klima- und moorverträglichen Bewirtschaftung und Landnutzung sowie Moorrenaturierungsmaßnahmen. Neben der Vorbereitung und Umsetzung der Vergabe von Planungsleistungen gehört die Projektkoordination und -steuerung zu meinen Kernaufgaben.

Moorschutz: Komplexe Herausforderungen zwischen Landwirtschaft und Naturschutz

Der Moorschutz ist ein recht komplexes Gebiet. Ich war bisher mit der Thematik vor allem durch mein elterliches Zuhause aus der landwirtschaftlichen Perspektive vertraut. Nach meinem Studium bin ich der Landwirtschaft treu geblieben und arbeite zwei Tage die Woche im Betrieb meiner Eltern. Drei Tage nehme ich meine Aufgaben am ALE wahr. Erste Einblicke in Moorschutzprojekte zeigten mir, dass der Moorschutz sehr ambitioniert ist, aber auch viele Hürden zu überwinden sind. Die Verfahren sind oft schwierig, da viele Beteiligte unter einen Hut gebracht werden müssen. Insbesondere in der Landwirtschaft müssen Kompromisse bei den Nutzungsinteressen gefunden werden. Bei unserer Berater- und Vermittlungsarbeit ist mein landwirtschaftlicher Hintergrund von Nutzen.

Praktische Umsetzung und Herausforderungen von Moorschutzprojekten

Moorschutzprojekte erfordern einen individuellen Ansatz, der von den landschaftlichen Voraussetzungen, dem Moorzustand und den Besitzverhältnissen abhängt. Deshalb müssen wir zunächst alle Akteure und deren Rolle herausfinden, die im Zusammenhang mit einem Moor stehen. Neben den Grundstückseigentümern sind einige Behörden involviert, wie die Landwirtschaftsämter, die Landkreise, vertreten durch die Untere Naturschutzbehörde, die Wasserwirtschaftsämter und die Ämter für Ländliche Entwicklung. Wir nehmen eine Bestandsaufnahme des Moores vor Ort vor und planen das weitere Vorgehen unter verschiedenen Aspekten: Wo liegen die Problemstellungen, welche Maßnahmen sind zum Moorschutz erforderlich und welche Instrumente können eingesetzt werden? Oft kristallisiert sich die Vorgehensweise im Laufe der Verfahren heraus.

Moorschutzprojekte stehen vor mehreren Herausforderungen, insbesondere durch Interessenkonflikte zwischen landwirtschaftlicher Nutzung, Besiedelung, Moorboden- und Wiesenbrüterschutz. Flächenkonkurrenz und -knappheit sowie der Ankauf von Moorbodenflächen in Privatbesitz spielen eine zentrale Rolle. Denn wir sind nicht die einzigen, die Fläche beanspruchen wollen. Zersplitterte Besitzverhältnisse führen zu langwierigen Beteiligungsprozess, um so die Zustimmung aller zu erhalten. Hinzu kommen ungeklärte Eigentumsverhältnisse oder die Weigerung, entsprechende Flächen zu veräußern. Gleichzeitig müssen durch Aufklärung und Maßnahmen Ängste, wie die Befürchtung von Mückenplagen durch Wiedervernässung oder vollgelaufene Keller, abgebaut werden. Hinzu kommen institutionelle Interessen und gesetzliche Vorgaben.

Was sind die Hauptziele beim Moorschutz?

Wichtig sind die Vernässung der Moorgebiete, einer weiteren flächenhaften Entwässerung entgegenzuwirken und die Renaturierung. Durch das Anheben der Wasserstände können die Emissionen aus landwirtschaftlichen Flächen deutlich reduziert werden. Dies erfolgt aber immer unter der Prämisse, gemeinsame Lösungen zu finden. Insbesondere Landwirte sollen gerade bei der Nassbewirtschaftung durch entsprechende Maßnahmen keine Nachteile erleiden, denn dies bedeutet einen erheblichen Mehraufwand für die Betroffenen. Eine Möglichkeit ist die Entschädigung mit adäquaten Ausgleichs- oder Tauschflächen. Viele Landwirte sind auch bereit, Flächen aus schützenswerten Hoch- und Niedermooren zu tauschen.

Welche Verfahren oder Methoden sind besonders wichtig für den effektiven Moorschutz?

Maßnahmen zum Klimaschutz durch Moorbodenschutz können nur gemeinsam mit allen beteiligten Akteuren erfolgreich sein. Es gilt, mit den Menschen vor Ort den Prozess gemeinsam auf Augenhöhe zu gestalten und unterschiedliche Sichtweisen und Interessen ernst zu nehmen. Erfolgreicher Moorschutz beginnt vor allem dann, wenn etwa durch freiwilligen Landtausch oder ein beschleunigtes Zusammenlegungsverfahren Flächen zum Moorschutz gewonnen werden. Mit den Instrumenten der Ländlichen Entwicklung, Flächenförderprogrammen, einer moorbodenschonenden Bewirtschaftung sowie Information und Beratung kann Moorschutz effektiv vorangetrieben werden. Bei moorbodenschonender Bewirtschaftung denke ich etwa an die Nutzung als Feucht- oder Nassgrünland oder den Anbau von Paludikulturen. Letzteres bezeichnet die land- oder forstwirtschaftliche Nutzung nasser und wiedervernässter Moorstandorte, bei der der Torfkörper erhalten bleibt. In Bayern kommen vor allem die Niedermoorböden für den Anbau von Paludikulturen in Betracht.

Wie kann man die Öffentlichkeit besser für das Thema „Moorschutz“ sensibilisieren?

Obwohl Landwirte eine Schlüsselrolle spielen, ist Moorschutz doch eine gesellschaftliche Aufgabe. Deshalb ist die Öffentlichkeitsarbeit sehr wichtig. Diese hat sich in den letzten Jahren auch durch die Sozialen Medien sehr gut entwickelt und dem Thema mehr Präsenz verschafft. Wichtig ist, alle Akteure und Betroffenen umfassend zu informieren, um so mehr Akzeptanz zu schaffen.

Bewässerungsgraben im Donaumoos Sonnentau Moorlandschaft
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