Laut Bundesverband Carsharing kann ein Carsharing-Auto bis zu 20 private PKW ersetzen. Nicht verwunderlich, wenn man bedenkt, dass Autos in Deutschland im Durchschnitt rund 23 Stunden pro Tag stillstehen. Carsharing kann diese Ineffizienz deutlich verbessern und gleichzeitig zu einer nachhaltigeren Mobilität im ländlichen Raum beitragen.
Beim Carsharing teilen sich mehrere Nutzer ein Fahrzeug, das in der Regel von einem Carsharing-Anbieter bereitgestellt wird, anstatt ein eigenes Auto zu besitzen. Im ländlichen Raum ist der Bedarf an einem eigenen Fahrzeug besonders hoch, denn der ÖPNV ist oft in einigen Regionen keine alltagstaugliche Alternative. Viele Haushalte besitzen neben dem Hauptfahrzeug ein Zweit- oder Drittfahrzeug, das oft nur für kurze Fahrten genutzt wird und die meiste Zeit ungenutzt bleibt. Genau hier kann Carsharing auch im ländlichen Raum eine Alternative bieten und die Notwendigkeit an zusätzlichen Fahrzeugen reduzieren.
Es gibt zwei Hauptformen des Carsharings:
1. Privates Carsharing
Bei dieser Version ist es möglich, dass entweder eine Privatperson das eigene Auto zum Teilen anbieten, oder mehrere Privatpersonen (Nachbarschaft, Verein etc.) sich zusammenschließen, um sich dann ein Fahrzeug und dessen Kosten zu teilen. In unserem Leitfaden für Privates Carsharing erfahren Sie, wie privates Carsharing funktioniert. Bietet eine Privatperson den eigenen PKW an, werden Buchungen meist online über eine Internetplattform geregelt.
2. Öffentliches Carsharing
Free-Floating-Prinzip:
Die Fahrzeuge stehen an keinem festen Stellplatz, sondern befinden sich nur in einem definierten Geschäftsbereich. Nutzerinnen und Nutzer buchen und orten die verfügbaren Fahrzeuge über das Smartphone. Nach der Nutzung können die Fahrzeuge beliebig im Geschäftsgebiet abgestellt werden. Im Gegensatz zum stationsbasierten Carsharing, ist das eine Vorabreservierung hier meist nur eine kurze Zeit vorher möglich. Sowohl die Verfügbarkeit zu einem gewünschten Zeitpunkt als auch der Standort eines freien Fahrzeugs sind daher nur eingeschränkt planbar.
Stationsbasiertes Carsharing:
Im ländlichen Raum ist das stationsbasierte Carsharing am weitesten verbreitet. Die Fahrzeuge stehen dabei an einem festen Stellplatz, an dem das Fahrzeug abgeholt und nach der Nutzung wieder abgestellt wird. Am besten eignet sich dafür ein zentraler, gut sichtbarer Ort, etwa am Rathaus. Meist können dort auch mehr Nutzende erreicht werden, da die Bevölkerungsdichte in der unmittelbaren Umgebung höher ist als am Ortsrand oder in kleineren Ortsteilen. Die Verfügbarkeit des stationsbasierten Carsharings ist besser planbar, da eine Reservierung für mehrere Wochen in Voraus bspw. per App oder eine Internetplattform möglich ist. Auch spontane Buchungen von nicht-reservierte Fahrzeuge sind ebenso wie beim Free-Floating-Prinzip möglich. Diese Art des Carsharings ist in der Regel die preisgünstigste Variante.
Den Betrieb von ländlichen Carsharing-Systemen lagern Kommunen oft an Dienstleister aus, die eine entsprechende Buchungsplattform und die Telematik zur Verfügung stellen. Ein Beispiel für Carsharing im ländlichen Raum ist hierfür das Carsharing-Angebot im niederbayerischen Vilsbiburg
Zunehmend werden auch Kombinationen beider Systeme angeboten, die die Vorteile vereinen. Stationsbasierte und Free-Floating Fahrzeuge werden in einer App und einem Tarifsystem integriert und zusammen angeboten. Weitere Informationen über Carsharing erhalten Sie in unserem Carsharing-Leitfaden.
Vielfältige Sharing-Systeme für nachhaltige Mobilität: Von E-Autos bis Fahrräder
Nicht nur Autos können Teil eines Sharing-Systems sein. Es können auch Roller, Fahrräder oder Lastenräder verliehen werden, wie in zwei Kommunen im Landkreis Main-Spessart. Häufig kommen für Sharing-Angebote Fahrzeuge mit Elektroantrieb zum Einsatz, sodass die klimafreundliche Mobilität gleich doppelt unterstützt werden kann. Werden unterschiedliche Mobilitätsformen an einem Standort bereitgestellt, spricht man auch von Mobilitätsstationen. Ein Beispiel wie solche Stationen aussehen können, liefert das Projekt mümo in Gemeinden des Landkreises Mühldorfs.
Erfolgsfaktoren von Carsharing im ländlichen Raum
- Anpassung des Angebots an lokale Bedürfnisse
- Engagement eines "Kümmerers" vor Ort
- Einsatz von E-Fahrzeugen zur Steigerung der Akzeptanz
- Möglichkeiten zum Testen von Fahrzeugen, um Vorurteile abzubauen
- Konstante Öffentlichkeitsarbeit, um die Bevölkerung zu sensibilisieren und auf das Angebot aufmerksam zu machen. So kann die Auslastung der Fahrzeuge erhöht und Vorbehalte abgebaut werden.
- Finanzielle Unterstützung von Carsharingprojekten
- Beratungsangebote zu geeigneten Fördermitteln, Unterstützung bei der Fördermittelbeantragung, Projektplanung und -umsetzung
- Vernetzungs- und Austauschangebote für Akteure zum Wissens- und Erfahrungsaustausch
- Verknüpfung des Carsharingangebotes mit Mobilitätsstationen und dem ÖPNV
Carsharing erfolgreich bewerben
Für die Bewerbung des Angebots eignet sich am besten das Auto selbst: durch eine entsprechende Beschriftung wird dieses als Sharing-Fahrzeug erkennbar. Außerdem kann mit lokalen Fahrschulen oder wichtigen Fahrtzielen – Supermärkte, Wertstoffhöfe oder typische Ausflugsziele – kooperiert werden, um darauf aufmerksam zu machen. Damit das Carsharing-Angebot langfristig erfolgreich ist, sollte ein Kreis von rund zehn bis 20 Stammnutzenden aufgebaut werden, die das Fahrzeug regelmäßig leihen.Carsharing-Projekte im ländlichen Raum.
Carsharing-Projekte im ländlichen Raum
Verschiedene Initiativen zeigen, dass Carsharing auch außerhalb von Ballungsräumen erfolgreich sein kann: Die Bürgerenergie-Genossenschaft Bürger-für-Bürger-Energie eG in Neunkirchen in Oberfranken bietet ein erfolgreiches Beispiel für E-Carsharing im ländlichen Raum. Das E-Carsharing-Projekt wird durch ehernamtliches Engagement kostengünstig betrieben. Das Besondere dabei ist, dass die Nutzenden keinem Verein beitreten müssen und auch kein Jahresbeitrag fällig ist.
Die Vorteile vom Carsharing:
- Kosteneinsparungen bei Anschaffung und Unterhalt
- Verringerung des Parkflächenbedarfs
- Reduzierung individueller Fahrten
- Bequemlichkeit durch Wartung und Reparaturen seitens des Anbieters
- Zugang zu verschiedenen Fahrzeugtypen je nach Bedarf
- Effizientere Fahrzeugnutzung
- Beitrag zur Nachhaltigkeit
Vorteile der amtlichen Carsharing-Plakette
Carsharingfahrzeuge, an denen die amtliche Carsharing-Plakette gut sichtbar angebracht wird, räumen den Nutzenden Privilegien, wie vergünstigte Parkplatzgebühren oder das Parken auf ausgewiesenen Carsharingparkplätzen ein. Weitere Informationen zur Carsharingplakette gibt es im Leitfaden "Umsetzung des Carsharinggesetzes und der Landesgesetze" vom Bundesverband Carsharing.
Weitere Informationen zum Thema Carsharing stellen zum Beispiel der Bundesverband Carsharing oder das Umweltbundesamt bereit.