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Ein bedeutender Schritt für den Klimaschutz

Wertschöpfung und Moorbodenschutz: Donaumoos-Zweckverband zieht positive Bilanz zum Projekt „Produkte aus Moorfasern“

Produkte aus Moorfasern in einer Papierschachtel. Postkarten und Briefumschläge.
Das Moorfaser-Portfolio: Zahlreiche Produkte aus Papier und Karton mit unterschiedlichem Paludi-Anteil sind im Zuge der Forschung und Entwicklung entstanden.
© Janda, Donaumoos Zweckverband
Traktor fährt über eine Wiese im Moor. Roter Traktor auf einem einem Feld bei der Ernte. Trübes Wetter. Papierpresse

Industrielle Verarbeitungskette für Biomasse aus Moorböden: Ein innovatives Pilotprojekt

Die Fragestellung, die das in dieser Form bisher einmalige Projekt im größten Moorgebiet Süddeutschlands beantworten sollte, klingt vergleichsweise simpel: Wie kann eine industriell tragfähige Verarbeitungskette für Biomasse von wiedervernässten Moorböden funktionieren? Die Antwort darauf haben die beteiligten Unternehmen in den vergangenen Monaten gegeben – und zwar auf eindrucksvolle Art und Weise. „Die hergestellten Muster und Produkte haben überregional Beachtung gefunden und ebnen den Weg für eine baldige Integration der Moorfasern in die Herstellungsprozesse“, betonte Projektleiter Raphael Burkhardtsmayer vom Donaumoos-Zweckverband bei der Abschlusspräsentation im Landratsamt in Neuburg vor zahlreichen Besucherinnen und Besuchern aus Politik, Industrie und Gesellschaft. Auch eine Wirtschaftlichkeitsberechnung war Bestandteil des Projekts und zeigt auf, wie die Wertschöpfung finanziell funktionieren kann. Dabei wurde laut Burkhardtsmayer deutlich, dass die Kombination mit CO2-Zertifikaten für alle Beteiligten interessant und für ein konkretes Geschäftsmodell letztlich auch notwendig wäre.

Klimaschutz durch Paludikultur: Moorböden als Kohlenstoffsenke

Aus Sicht des Projektleiters überzeugt auch die zugrundeliegende Methodik: Ist der Moorboden feucht, speichert er enorme Mengen an Kohlenstoff, der im Fall einer Trockenlegung als klimaschädliches CO2 in die Atmosphäre entweichen würde. Mit dem Anbau sogenannter Paludikulturen, also beispielweise Schilf und Rohrglanzgras, wird die Fläche hingegen zur Kohlenstoffsenke und liefert gleichzeitig Biomasse zur Weiterverarbeitung. „Was es jetzt braucht, ist eine nachhaltige Umsetzung, eine geschickte Weiterentwicklung und eine starke Verankerung von Paludi-Biomasse in der Branche“, so Burkhardtsmayer.

Kooperationen und regionale Vernetzung stärken die Wertschöpfungskette

Die verarbeitende Industrie ist überzeugt; Gespräche zur Fortsetzung der Kooperation laufen bereits. Parallel bindet der Donaumoos-Zweckverband über seine kommunale Verwurzelung die Landwirtschaft in der Region ein, fungiert mit eigenen Projektflächen als Vorreiter und holt gleichzeitig bundesweit weitere Netzwerkpartner mit an Bord – auch dank der Beteiligung starker Wirtschaftspartner. „Wir haben hier eine Vorbildfunktion, der wir gerne nachkommen“, erklärte der Neuburg-Schrobenhausener Landrat Peter von der Grün als Vorsitzender des Zweckverbands zu dessen Rolle.

Staatliche Förderung für nachhaltige Moorbewirtschaftung

Und auch der Freistaat steht hinter den Bemühungen, was sich nicht nur an der Förderung des knapp 700.000 Euro teuren Projekts zeigt. „Solche Projekte sind aus unserer Sicht essenziell, da wir nur im Miteinander aller Akteure und mit einer funktionierenden Produktionskette eine echte Wertschöpfung aus moorbodenschonender Bewirtschaftung erreichen können“, betonte Sabine Braun, stellvertretende Referatsleiterin am bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft, Forsten und Tourismus. Sie stellte deshalb ein weiteres staatliches Engagement in diesem Bereich in Aussicht.

Vielseitige Produkte aus Moorfasern überzeugen im Praxistest

Überzeugt haben auch die ganz konkreten Ergebnisse des Projekts, die größtenteils im industriellen Maßstab erzeugt worden sind. Herausgekommen sind größere Mengen an Papier und Kartonage unterschiedlicher Grammatur und mit unterschiedlichen Rohrglanzgras-Anteilen. Im Laufe der Versuche erfolgte die Weiterverarbeitung, beispielsweise zu Briefumschlägen, Postkarten, Pflanzenkartons, Bierdeckeln und Wellpappe. Dass alles gut ankommt, hat sich nicht nur an der Resonanz der Öffentlichkeit gezeigt. Nachdem der Zweckverband die Produkte bayern- und auch bundesweit mit Firmen und Institutionen geteilt hat, ist das Interesse daran groß.

Das freut auch die Vertreter der Projektpartner. „Die Moorfaser hat großes Potenzial als Ergänzung zur Recyclingfaser“, erklärte Robert Schiefner, der den Schrobenhausener Standort des Karton-, Papier- und Verpackungsproduzenten Leipa leitet. Michael Rogoll von der Kanzlei Rödl & Partner, die die Wirtschaftlichkeit der Wertschöpfungskette untersucht hat, sieht im Projekt „einen bedeutenden Schritt für den Klimaschutz“. Und Stephan Treske von der Papierfabrik Gmund bestätigt die Eignung des aufbereiteten Faserstoffes. „Die Laborergebnisse konnten schrittweise erfolgreich in die industrielle Papierproduktion übertragen werden“, sagt er und sieht gute Chancen für eine Etablierung der Wertstoffkette.

Zukunftsperspektiven

Aus diesen Gründen will der Donaumoos-Zweckverband in seinen Bemühungen, die der Landwirtschaft, dem Klimaschutz, dem Hochwasserschutz und der Biodiversität gleichermaßen dienen, nicht nachlassen. „Die Ergebnisse des Projekts bestärken uns, der eingeschlagene Weg ist der richtige“, so Michael Hafner, der Geschäftsführer des Verbands. Er sieht zudem Synergien mit weiteren Forschungsinitiativen in Bayern und in ganz Deutschland, weshalb der Vernetzung eine ganz entscheidende Rolle zukommt. Mit den Erkenntnissen aus dem Projekt „Produkte aus Moorfasern“ ist jedenfalls der ideale Grundstock für ein weiteres Miteinander geschaffen.

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