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Wenn es auf der Baustelle nach Stroh riecht

Strohballenhaus in Kirchanschöring

Außenansicht eines Strohballenhauses
Sonst Reststoff, jetzt Baustoff - ein Haus aus Stroh in Kirchanschöring
© Michael Steinmaßl
Transport von Baumstämmen Strohernte auf einem Feld Vorbereitung der Strohballen

„Seit ich vor 10 Jahren ein Video des Architekten Werner Schmidt zu Strohhäusern gesehen habe, war mir klar, wenn ich mal ein Haus bauen werde, dann mit Stroh“, erinnert sich Michi Steinmaßl, „Schmidt ist einer der Vorreiter im Strohbau.“ Steinmaßl bewirtschaftet bei Kirchanschöring einen Biogemüsehof und betreibt einen Bioladen - in der Region ist er deshalb auch als Bio-Michi bekannt. Überrascht hat es deshalb nicht, dass gerade er sich für den Bau des unkonventionellen Strohhauses entschieden hat.

Feld und Wald liefern Baumaterial

„Viele Strohhäuser gibt es, zumindest in Deutschland, noch nicht“, so Steinmaßl, „deshalb stand am Anfang viel Recherchearbeit.“ Knapp zwei Jahre hat die Planung gedauert, die Bauphase des Rohbaus selbst war nach vier Wochen abgeschlossen. „Wir wollten mit Handwerksbetrieben aus der Region arbeiten. Die Arbeit mit Stroh als Baustoff war für uns alle neu und damit war jeder Tag spannend“, erzählt Steinmaßl. Das Grundgerüst ist simpel: Strohballen werden mit einer normalen Feldpresse gepresst, die Maße des Holzskeletts werden an die Ballengröße angepasst. „Das Stroh stammt aus unserer Landwirtschaft und von einem befreundeten Biobauern, das Holz aus dem eigenen Wald. Lokaler kann man Baustoffe nicht gewinnen“, freut sich Steinmaßl.

Zwar kamen bei den Handwerksbetrieben beim Verputzen oder dem Verlegen von Leitungen manchmal Fragen auf, weil sie noch nie ein Strohballenhaus errichtet hatten, insgesamt war die Rückmeldung zum Baustoff aber sehr positiv: „Es ist einfach faszinierend, wie man aus so einem einfachen Baustoff, der ja Restmaterial ist, ein ganzes Haus bauen kann. Außerdem riecht es während des Baus angenehm.“

Einfacher Baustoff, große Wirkung

Der große Vorteil eines Strohballenhauses ist, dass es Ressourcen spart. Statt erdölbasierte Materialen wird ein nachwachsender Rohstoff verwendet. Außerdem ist ein Strohhaus komplett recyclebar. Das heißt, sollte das Haus mal abgerissen werden, bleiben keine problematischen Reststoffe übrig, denn das Stroh kann in der Landwirtschaft wiederverwendet werden. Auch auf die Wohngesundheit hat Stroh einen positiven Einfluss, da keine potenziell giftigen Stoffe verwendet werden, etwa für die Dämmung. „Die berechnete Energieeffizienz ist sehr hoch, denn Stroh ist ein hervorragendes Dämmmaterial“, sagt Steinmaßl, „wie spürbar das Raumklima dadurch beeinflusst wird muss dann die Praxis zeigen.“

Der Einzug ist für Frühling 2022 geplant, dann soll das 2-stöckige Wohnhaus fertiggestellt sein. Bereits jetzt stößt das Bauprojekt auf positive Resonanz: „Wir hatten schon einige Besichtigungen und ein, zwei zukünftige Bauleute scheinen sogar ernsthaftes Interesse an einem eigenen Strohballenhaus zu haben.“

Einfügen der Strohballen in den Dachstuhl Innenansicht des Strohballenhauses Verputztes Strohballenhaus
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