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Am Bioenergie-Berg wird die Schöpfung bewahrt

Bioenergiedörfer im Frankenwald

Wolfgang Degelmann vor der Schütthalle
Mit Holz aus Bayern werden die Gebäude am Bioenergie-Berg Selbitz beheizt
© Miriam Lohmüller
Infotafel Energie bewegt die Welt in Selbitz Infotafel Energie bewegt die Welt in Selbitz Wolfgang Degelmann vor der Schütthalle

In 13 Bioenergiedörfern haben Bürgerinnen und Bürger im Frankenwald ihre Energieversorgung selbst in die Hand genommen. Unterstützt werden sie dabei seit 2008 vom Verein Energievision Frankenwald, der aus einem LEADER-Projekt hervorging. „Es gibt nicht die eine Lösung für alle. So unterschiedlich die Dörfer sind, so verschiedenen sind die Ansätze für die Bioenergie“, so Wolfgang Degelmann, Vorsitzender des Vereins. Statt vorgefertigte Lösungen zu präsentieren, bietet der Verein deshalb Hilfe zur Selbsthilfe und sieht sich als Ideengeber für die Dörfer und ihre Bewohnerinnen und Bewohner.

Die Bioenergiedörfer nutzen nicht nur unterschiedliche Rohstoffe, sondern auch verschiedene Betreiberformen. Doch, ob Biogas oder Hackschnitzel, Genossenschaft oder Kommanditgesellschaft, zentral bleibt bei allen Projekten die Initiative aus der Bürgerschaft. Nur wenn die Bevölkerung von Beginn an eingebunden wird, kann ein Projekt erfolgreich sein: „Keiner wird gezwungen, sich an ein Nahwärmenetz anzuschließen. Die Gründe für und wider sind vielfältig und sollten gehört werden. Traditionell liegt die Wärmeversorgung beim Einzelnen, das aus der Hand zu geben fällt manchmal schwer.“ Der Wechsel zum Nahwärmenetz erfolgt oft, wenn der Austausch der eigenen Heizung sowieso ansteht.

Bezug zur eigenen Wärmeversorgung stärken

Eines der Bioenergiedörfer ist der „Bioenergie-Berg“ der Christusbruderschaft Selbitz. Die Ordensschwestern wollten ihren Auftrag zur Bewahrung der Schöpfung praktisch umsetzen und entschieden sich, die Wärmeversorgung des Ordenshauses sowie des angrenzenden Gästehauses, Alten- und Pflegeheims auf regionale, erneuerbare Energieträger umzustellen.

„Die Christusbruderschaft wollte Rohstoffe aus der Region nutzen, um Transportwege gering zu halten. Für den Frankenwald bietet sich daher die Nutzung von Holz an“, erinnert sich Degelmann, dessen Verein die Ordensschwestern bei der Umsetzung begleitet hat. Die Ordensschwestern wollten die Wärme nicht nur für die Gebäude der Christusbruderschaft verwenden, sondern auch benachbarte Privatgebäude anschließen. Alle Anschlussnehmer betreiben das Nahwärmenetz gleichberechtigt als Kommanditisten: „Fragen zur Abnahmemenge oder Preisgestaltung werden jedes Jahr gemeinsam geklärt. Es entsteht eine vertrauensvolle Zusammenarbeit und ein stärkerer Bezug zur eigenen Wärmeversorgung.“

Bayerisches Holz für den Bioenergie-Berg

Das Holz für die Hackschnitzel stammt zum Teil von lokalen Forstwirten, zum Teil von den bayerischen Staatsforsten. Da die Anlage allein als Abnehmer zu klein für die Staatsforsten wäre, gründeten die Christusbruderschaft und ihre Nachbarn gemeinsam mit anderen Hackschnitzelheizwerken in der Region eine Einkaufsgemeinschaft: „Dadurch sind wir als Abnehmer groß genug für die Staatsforsten und wir können die Einkaufspreise auch dann stabiler halten, wenn die Holzpreise bei den lokalen Versorgern steigen.“

Der Bioenergie-Berg ist ein gutes Beispiel dafür, wie erneuerbare Energieversorgung zur regionalen Wertschöpfung beitragen kann: „Statt auf Öl- oder Gasimporte aus dem Ausland angewiesen zu sein, wird Holz aus Bayern verwendet. Um Emissionen auch beim Transport zu minimieren, wird Meterholz erst vor Ort gehäckselt. Am Bioenergie-Berg zeigen wir, dass wir auch im Kleinen einen positiven Beitrag für unsere Heimat und unser Klima leisten können.“

Mehr zur Energieversorgung in Bürgerhand hat uns Wolfgang Degelmann auch in einem Interview erzählt.

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