Mausdorf, ein Ortsteil des Markts Emskirchen im Landkreis Neustadt a.d. Aisch-Bad Windsheim, erzeugt heute weitaus mehr Energie als die knapp 250 Einwohnerinnen und Einwohner verbrauchen. Mit der Flurneuordnung und Dorferneuerung startete 2003 auch die energetische Neugestaltung des Dorfes. Bereits während des Auftaktseminars war das Thema auf der Tagesordnung und wurde in den nächsten Jahren besonders durch den damaligen Vorsitzenden der Teilnehmergemeinschaft Johannes Maibom weiter vorangetrieben.
Maibom ist studierter Maschinenbauer und hat bereits 1983 seine Diplomarbeit zu Windkraft verfasst, als die Technologie noch in den Kinderschuhen steckte. „Die Versorgung mit erneuerbaren Energien ist mehr als nur sauberer Strom und Wärme“, so Maibom, „wir wollen Ökologie zum Wohle der Gemeinschaft umsetzen. Indem wir unsere Energieversorgung selbst in die Hand nehmen, sind wir unabhängiger vom Energiemarkt und stärken die regionale Wertschöpfung.“
Verschiedene Energiequellen nutzen
Im Rahmen der Dorferneuerung, gefördert vom Amt für Ländliche Entwicklung Mittelfranken, wurde als erstes konkretes Energieprojekt eine Biogasanlage geplant. Die Gemeinschaftsanlage sollte es den beteiligten Landwirten ermöglichen, einen weiteren Betriebszweig aufzubauen und versorgt heute rund 40 Haushalte mit Strom. Um die Abwärme der Biogasmotoren zu nutzen, wurde anschließend ein Nahwärmenetz in Kombination mit einer Hackschnitzelheizung realisiert. Die Mausdorfer packten beim Bau tatkräftig mit an: „Dank der hohen Eigenleistung konnten wir das Projekt wirtschaftlich realisieren. Außerdem hat die gemeinsame Arbeit die Dorfgemeinschaft nochmal enger zusammengeschweißt.“
2008 konnte sich Maibom schließlich wieder „seinem“ Thema Wind widmen, als sich Bürgerinnen und Bürger aus Mausdorf und Umgebung zusammenschlossen, um gemeinsam zwei Bürgerwindräder zu errichten. „Wie bei jedem Projekt gab es Freunde und Gegner, das war in Mausdorf nicht anders“, erinnert sich Maibom, „entscheidend für die erfolgreiche Umsetzung war aber eine gute Öffentlichkeitsarbeit und eine faire Bürgerbeteiligung bei Planung, Bau und Finanzierung.“
Mittlerweile gibt es in Mausdorf außerdem eine Freiflächen-PV-Anlage auf einer ehemaligen Bauschuttdeponie, ein Dorfgemeinschaftshaus in Holzbauweise und eine Klärschlammtrocknung zur nahezu vollständigen Nutzung der Abwärme der Biogasanlage. Damit wurde die Voraussetzung zur regionalen Verwertung von kommunalem Klärschlamm und die Rückgewinnung von Phosphor in überregionalen Anlagen geschaffen.
Dank Eigenleistung zum Erfolg
„Ohne Eigenleistung, Vertrauen in die eigenen und gemeinschaftlichen Fähigkeiten sowie Umsetzungswillen hätte sich in Mausdorf nur wenig verändert“, denkt Maibom. Denn auf dem Weg zum Energiedorf mussten und müssen einige Hürden überwunden werden: „Der Verwaltungs- und Genehmigungsaufwand für einzelne Projekte war und ist immens, besonders für Windkraft und Bürgerenergieprojekte. Ökologisch sinnvolles Handeln sollte privilegiert werden, um schnelle Umsetzung zu gewährleisten.“ Unbürokratische Unterstützung durch die Gemeinde und die Verwaltung sei dabei entscheidend.
Welche Tipps hat Maibom für andere Kommunen und ihre Bürgerinnen und Bürger? „Wichtig ist, sich mit einem möglichst ausgereiften Konzept die Unterstützung der Gemeinde, der nächsten Genehmigungsbehörde sowie der Bürgerschaft zu sichern. Ein finanzielles Risiko sollte so spät wie möglich eingegangen werden. Wenn sich die Akteure Netzwerke auf kommunaler Ebene schaffen, können sie sich inhaltlich stärker auf ihr Projekt konzentrieren“, so Maibom. Und was motiviert Maibom, weiterzumachen? „Im Sinne einer erfolgreichen Energiewende mit dem Abschluss eines Projektes einen Beitrag zum Klimaschutz geleistet zu haben – auch gegen die Meinung vieler Kritiker, die es leider bei ideologischen Umweltprojekten ausreichend gibt – das motiviert enorm.“