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Wie ländliche Kommunen gemeinsam zur Energiewende beitragen

Regionalwerk Chiemgau-Rupertiwinkel

Hans-Jörg Birner, Bürgermeister von Kirchanschöring
Hans-Jörg Birner, Bürgermeister von Kirchanschöring
© Carla Hauptmann

„Ein konkreter Auslöser für die Idee waren Pläne für eine Geothermieanlage in der Region. Die Gemeinden würden gerne Erdwärme nutzen, doch jede Kommune für sich könnte gar nicht genug Wärme abnehmen“, erzählt Birner. Eine weitere Herausforderung sei der stockende Ausbau der Stromnetze in der Grenzregion im Südosten Bayerns: „Langfristig könnten die Netze zu ausgelastet sein, sodass wir keine neuen regenerativen Erzeugungsanlagen mehr hinzubauen könnten. Dabei besteht vor allem bei der Photovoltaik noch viel Potenzial.“

Doch wie kann ein Regionalwerk hier unterstützen? „Als Regionalwerk vertreten wir eine größere Zahl an Bürgerinnen und Bürgern, unsere Verhandlungsmacht mit Dritten steigt“, erklärt Birner, „und wir professionalisieren die kommunale Energiewende, indem wir Kompetenzen bündeln.“

Fokus derzeit auf Wärme und Post-EEG-Anlagen

Derzeit werden vor allem die Bereiche Wärmeversorgung und Post-EEG-Anlagen bearbeitet: „Bei einigen Gemeinden gibt es Überlegungen zu Nahwärmenetzen. Außerdem kommt auch ein regionales oder überregionales Fernwärmenetz mit Geothermie in Frage. Eine nachhaltige Wärmeversorgung hat bei der Bürgerschaft insbesondere wegen der steigenden Energiepreise eine hohe Priorität.“ Die Aufgabe des Regionalwerks wird dabei sein, die Kommunen bei der Umsetzung einzelner Wärmeprojekte zu unterstützen.

Für die Betreibenden von Erzeugungsanlagen klärt das Regionalwerk Rahmenbedingungen für alternative Betreibermodelle nach Auslaufen der EEG-Vergütung: „Auf keinen Fall sollen Bestandsanlagen abgeschaltet werden müssen. Wir wollen Möglichkeiten finden, Anlagen am Netz zu behalten, z.B. durch Direktvermarktung oder den Aufbau eines virtuellen Kraftwerks.“ Der Bedarf ist vorhanden: bei einer Abfrage wurden knapp 200 kWp gemeldet, die in der Region demnächst aus der EEG-Vergütung fallen.

Einige Hürden bis zur erfolgreichen Gründung

Andere Kommunen waren der Idee eines gemeinsamen Regionalwerks gegenüber sehr aufgeschlossen, doch bei der Umsetzung mussten einige Herausforderungen gemeistert werden. Zunächst wurde eine Machbarkeitsstudie erstellt, gefördert mit LEADER-Mitteln. „Danach haben wir uns zu möglichen Rechtsformen beraten lassen“, so Birner, „am Ende entschieden wir uns für die Gründung eines gemeinsamen Kommunalunternehmens (gKU).“ Dadurch könne sichergestellt werden, dass das Regionalwerk auch in Zukunft nur schwer privatisiert werden kann: „Für uns ist die Energieversorgung genauso Teil der Daseinsvorsorge wie die Wasser- und Abwasserwirtschaft.“ Zudem ist das gKU Inhouse-vergabefähig, sodass eine direkte Vergabe von Projekten an das Regionalwerk möglich ist.

„Insgesamt war die Gründung schon sehr aufwändig. Da wir Gemeinden aus vier Landkreisen an Bord haben, mussten wir entsprechend vier Rechtsaufsichten davon überzeugen, dass ein konkreter Bedarf für ein Regionalwerk besteht“, so Birner, „bei einigen fiel diese Entscheidung schneller als bei anderen.“ Auch die Suche nach einem geeigneten Vorstandsvorsitzenden, der das Regionalwerk leitet, dauerte länger als gedacht.

Blaupause für andere Regionen

Trotz allem sind die Mitgliedsgemeinden froh, diesen Weg gegangen zu sein, denn der Bedarf von Seiten der Bevölkerung ist da. Birner hofft, dass das Regionalwerk Chiemgau-Rupertiwinkel als Blaupause dienen kann: „So haben es andere Gemeindeverbünde in Zukunft vielleicht einfacher, Ähnliches umzusetzen.“

Worauf sollten interessierte Kommunen achten? „Das Netzwerken zwischen bestehenden Regionalwerken und mit Gemeinden ist entscheidend. Wir können voneinander lernen und Fehler vermeiden. Zudem sollten sich Kommunen eine gute rechtliche Beratung suchen, etwa bei Fragen zur Rechtsform. Und zu guter Letzt hilft es, eine Machbarkeitsstudie zu erstellen, um grob abzuschätzen, was wollen wir und ist das umsetzbar“, fasst Birner zusammen.

Mehr Infos gibt es auch auf der Webseite.

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