„Ein konkreter Auslöser für die Idee waren Pläne
für eine Geothermieanlage in der Region. Die Gemeinden würden gerne
Erdwärme nutzen, doch jede Kommune für sich könnte gar nicht genug Wärme
abnehmen“, erzählt Birner. Eine weitere Herausforderung sei der
stockende Ausbau der Stromnetze in der Grenzregion im Südosten Bayerns:
„Langfristig könnten die Netze zu ausgelastet sein, sodass wir keine
neuen regenerativen Erzeugungsanlagen mehr hinzubauen könnten. Dabei
besteht vor allem bei der Photovoltaik noch viel Potenzial.“
Doch
wie kann ein Regionalwerk hier unterstützen? „Als Regionalwerk
vertreten wir eine größere Zahl an Bürgerinnen und Bürgern, unsere
Verhandlungsmacht mit Dritten steigt“, erklärt Birner, „und wir
professionalisieren die kommunale Energiewende, indem wir Kompetenzen
bündeln.“
Fokus derzeit auf Wärme und Post-EEG-Anlagen
Derzeit
werden vor allem die Bereiche Wärmeversorgung und Post-EEG-Anlagen
bearbeitet: „Bei einigen Gemeinden gibt es Überlegungen zu
Nahwärmenetzen. Außerdem kommt auch ein regionales oder überregionales
Fernwärmenetz mit Geothermie in Frage. Eine nachhaltige Wärmeversorgung
hat bei der Bürgerschaft insbesondere wegen der steigenden Energiepreise
eine hohe Priorität.“ Die Aufgabe des Regionalwerks wird dabei sein,
die Kommunen bei der Umsetzung einzelner Wärmeprojekte zu unterstützen.
Für
die Betreibenden von Erzeugungsanlagen klärt das Regionalwerk
Rahmenbedingungen für alternative Betreibermodelle nach Auslaufen der
EEG-Vergütung: „Auf keinen Fall sollen Bestandsanlagen abgeschaltet
werden müssen. Wir wollen Möglichkeiten finden, Anlagen am Netz zu
behalten, z.B. durch Direktvermarktung oder den Aufbau eines virtuellen
Kraftwerks.“ Der Bedarf ist vorhanden: bei einer Abfrage wurden knapp
200 kWp gemeldet, die in der Region demnächst aus der EEG-Vergütung
fallen.
Einige Hürden bis zur erfolgreichen Gründung
Andere
Kommunen waren der Idee eines gemeinsamen Regionalwerks gegenüber sehr
aufgeschlossen, doch bei der Umsetzung mussten einige Herausforderungen
gemeistert werden. Zunächst wurde eine Machbarkeitsstudie erstellt,
gefördert mit LEADER-Mitteln. „Danach haben wir uns zu möglichen
Rechtsformen beraten lassen“, so Birner, „am Ende entschieden wir uns
für die Gründung eines gemeinsamen Kommunalunternehmens (gKU).“ Dadurch
könne sichergestellt werden, dass das Regionalwerk auch in Zukunft nur
schwer privatisiert werden kann: „Für uns ist die Energieversorgung
genauso Teil der Daseinsvorsorge wie die Wasser- und
Abwasserwirtschaft.“ Zudem ist das gKU Inhouse-vergabefähig, sodass eine
direkte Vergabe von Projekten an das Regionalwerk möglich ist.
„Insgesamt
war die Gründung schon sehr aufwändig. Da wir Gemeinden aus vier
Landkreisen an Bord haben, mussten wir entsprechend vier
Rechtsaufsichten davon überzeugen, dass ein konkreter Bedarf für ein
Regionalwerk besteht“, so Birner, „bei einigen fiel diese Entscheidung
schneller als bei anderen.“ Auch die Suche nach einem geeigneten
Vorstandsvorsitzenden, der das Regionalwerk leitet, dauerte länger als
gedacht.
Blaupause für andere Regionen
Trotz
allem sind die Mitgliedsgemeinden froh, diesen Weg gegangen zu sein,
denn der Bedarf von Seiten der Bevölkerung ist da. Birner hofft, dass
das Regionalwerk Chiemgau-Rupertiwinkel als Blaupause dienen kann: „So
haben es andere Gemeindeverbünde in Zukunft vielleicht einfacher,
Ähnliches umzusetzen.“
Worauf sollten interessierte Kommunen
achten? „Das Netzwerken zwischen bestehenden Regionalwerken und mit
Gemeinden ist entscheidend. Wir können voneinander lernen und Fehler
vermeiden. Zudem sollten sich Kommunen eine gute rechtliche Beratung
suchen, etwa bei Fragen zur Rechtsform. Und zu guter Letzt hilft es,
eine Machbarkeitsstudie zu erstellen, um grob abzuschätzen, was wollen
wir und ist das umsetzbar“, fasst Birner zusammen.
Mehr Infos gibt es auch auf der Webseite.
Wie ländliche Kommunen gemeinsam zur Energiewende beitragen
Regionalwerk Chiemgau-Rupertiwinkel
Datum
26. Januar 2022
Regierungsbezirk
Oberbayern
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