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Energiewende interkommunal umsetzen

Gemeinsame Kommunalunternehmen als Ansatz für kleinere Kommunen

Photovoltaik-Freiflächenanlage vor drei Windkraftanlagen
Durch gemeinsame Kommunalunternehmen können Einnahmen aus der Energieerzeugung in der Region bleiben
© Pixabay

In vielen Städten übernehmen Stadtwerke die Strom- und Wärmeversorgung oder kümmern sich um den Betrieb der Straßenbeleuchtung. Für kleinere Kommunen sind der Aufbau und Betrieb solcher Kommunalunternehmen aber häufig schwierig. Da sich Anforderungen und Regularien stetig weiterentwickeln, ist eine entsprechende Personalausstattung nötig. Damit nicht jede Kommune einzeln diese Ressourcen aufbauen muss, ist der Zusammenschluss mehrerer Kommunen zu gemeinsamen Kommunalunternehmen (gKU) möglich. So können neue Aufgabenfelder wie die Energieversorgung erschlossen und andere, oft kommunalhoheitliche Bereiche wie die Klärschlammentsorgung effizienter und kostengünstiger betrieben werden.

Ein möglicher Ansatz: virtuelle Gemeindewerke

Von 2019 bis 2021 lief eine Machbarkeitsstudie im Auftrag der Bayerischen Verwaltung für Ländliche Entwicklung, um Möglichkeiten für solche gKU zu untersuchen. Die regionalwerke GmbH & Co. KG mit Sitz im niederbayerischen Bodenkirchen erarbeitete dabei zusammen mit der Kanzlei Becker Büttner Held ein skalierbares Konzept, mit dem gKU unterschiedliche Geschäftsbereiche von Energieerzeugung über Energievertrieb bis hin zum Breitbandausbau abdecken können. Die Umsetzung wurde zeitgleich mit Gemeinden im Landkreis Landshut erprobt. Das dabei entwickelte Konzept der „Virtuellen Gemeindewerke“ bezieht neben der Energiewende auch das große Thema der Digitalisierung mit ein. Über eine Software-Plattform könnten nicht nur die Geschäftsprozesse des gKU abgebildet werden. Dort könnten auch sogenannte Smart Services für die Kunden des gKU – also die Bürgerinnen und Bürger der jeweiligen Kommunen – angeboten werden.

Bereits während der Projektlaufzeit stieß dieser Ansatz bayernweit auf Interesse. Deshalb wurden ab 2021 im Rahmen eines anschließenden Coachings Kommunen aus über 31 Landkreisen zu einer Gründung eines gKU beraten. Mittlerweile sind einige Regionen dabei, eine Geschäftsplanung zu erstellen. Darin werden relevante Geschäftsbereiche für die jeweilige Region identifiziert und ein Geschäftsplan entwickelt. Vor allem Kommunen oder interkommunale Zusammenschlüsse wie die Integrierten Ländlichen Entwicklungen (ILE), die den Ausbau der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien in ihrer Region selbst in die Hand nehmen möchten, sehen großes Potenzial in der Gründung eines gKU.

Bereits 2021 wurde in Oberbayern ein ähnliches Konstrukt gegründet, das Regionalwerk Chiemgau-Rupertiwinkel. Hier waren Pläne für die Nutzung von Tiefengeothermie in der Region der Auslöser. Einzelne kleinere Kommunen könnten nicht genug Wärme abnehmen, sodass der Bau eines Fernwärmenetzes ins Gespräch kam. Über das Regionalwerk Chiemgau-Rupertiwinkel hatten wir bereits berichtet.

Klimaschutz selbst gestalten

Ob Virtuelles Gemeindewerk oder Regionalwerk – gKU haben gemeinsam, dass sie es Kommunen ermöglichen, die Energiewende vor Ort selbst mitgestalten zu können. Damit können Kommunen Einnahmen erzielen, wovon wiederum Bürgerinnen und Bürger profitieren. Damit könnten die Akzeptanz und Geschwindigkeit geschaffen werden, die für erfolgreichen Klimaschutz notwendig sind.


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