Zum Inhalt springen

Regionalwerk Haßberge

Gemeinsam die Energiezukunft gestalten

Personen stehen auf einer Treppe uns sehen lächelnd in die Kamera. Im rechten unteren Eck blauer Farbklecks mit Schriftzug "Interkommunale Gemeindewerke"
Bürgermeisterinnen und Bürgermeister des Landkreis Haßberge bei Gründung des Regionalwerks.
© Lea Laubmeister, Landratsamt Haßberge
5 Personen stehen um Tisch und schauen richtugn Publikum, welches mit den Rücken zum Fotografen steht. Im Hintergrund: PV-Freiflächenanlage. Aus der Vogelperspektive Blick auf drei PV-Freiflächenanlagen.

Ziele und Visionen

  1.  Langfristige und nachhaltige Sicherung der regionalen Energieversorgung
  2. Steigerung der Unabhängigkeit und Resilienz der Region
  3. Förderung der lokalen Wertschöpfung und kommunalen Daseinsvorsorge
  4. Unterstützung des Landkreises auf dem Weg zur bilanziellen Klimaneutralität bis 2030
  5. Installation von 200 MW Freiflächen-PV bis 2030

Landrat Wilhelm Schneider betont die Bedeutung des Projekts: „Das Regionalwerk wird ein wesentlicher Standortfaktor der Zukunft für den Landkreis Haßberge sein. Wir sorgen damit in unserem Landkreis für Stabilität in der Energieversorgung und setzen dafür ein Zeichen in einem krisengeschüttelten Umfeld."

 Von der Idee zur Umsetzung

Die Initiative für das Regionalwerk entstand aus dem Wunsch, die Energieversorgung in kommunale Hand zu nehmen und die regionale Wertschöpfung zu stärken. Gemeinsam trieben der Landrat sowie die bestehende Energiegenossenschaft des Landkreises und die GUT (Gesellschaft zur Umsetzung erneuerbarer Technologieprojekte im Landkreis Haßberge mbH), das Vorhaben voran. Beide sammelten bereits Erfahrungen im Bereich erneuerbarer Energien, insbesondere bei Freiflächen-PV und Windparks.

Die Entscheidung für das Regionalwerk wurde schließlich von den Gemeinderäten abgesegnet. Insgesamt beteiligen sich alle 26 Gemeinden, die jeweils eine Einlage von 2700 € als Startkapital beisteuern.

Schwerpunkte und konkrete Projekte 

Das Regionalwerk Haßberge konzentriert sich zunächst auf den Ausbau erneuerbarer Energien, insbesondere Windkraft und Photovoltaik. 2015 wurde der erste Windpark im Landkreis mit 10 Windkraftanlagen errichtet, ein weiterer befindet sich bereits in der Vorprüfung und könnte bei zügiger Umsetzung schon 2027 realisiert werden. Zudem steht der Aufbau von Wärmenetzen in den Kommunen auf der Agenda. Ein Projekt zur Wärmeversorgung des örtlichen Schwimmbads durch eine Biogasanlage ist bereits in der Umsetzung. Langfristig plant das Regionalwerk, sich auch um Themen wie Wassermanagement und Abwasserbehandlung zu kümmern - Aufgaben, die für einzelne Gemeinden oft schwer zu bewältigen sind. Ein Meilenstein ist die geplante Einführung eines eigenen Stromtarifs ab Mitte 2025, welcher den Bürgerinnen und Bürgern sowie Unternehmen im Landkreis zur Verfügung stehen soll.

Um die Herausforderung der "Dunkelflaute" - Zeiten, in denen weder Wind weht noch Sonne scheint - zu meistern, plant das Regionalwerk Haßberge große Batterie- und Wasserstoffspeicher. Diese speichern Energieüberschüsse und stellen diese bei Bedarf zur Verfügung. Zusätzlich ermöglicht die Anbindung an den europäischen Strommarkt den Verkauf überschüssiger Energie sowie den Zukauf bei Bedarf.

Herausforderungen und Lösungsansätze

Aktuell ist die personelle Ausstattung noch eine der größten Herausforderungen. Um Engpässe zu vermeiden, erweist sich die Zusammenarbeit mit dem Stadtwerk Haßfurt als wertvoll. Dieses stellt vorübergehend Personal beratend zur Verfügung, bis das Regionalwerk ausreichend eigene Fachkräfte hat.

Die Finanzierung stellte anfangs eine Hürde dar, da Kommunen in Vorleistung gehen mussten. Hier half die Erfahrung aus früheren Projekten: Bei einem Windpark zahlte damals jede Kommune je Einwohner 1 € in die GUT ein, was sich durch die späteren Einnahmen auszahlte.

Erfolgsfaktoren und Tipps

Als besonders förderlich erwies sich die enge Zusammenarbeit zwischen der „technischen“ und politischen Seite. Der Landrat unterstützte das Projekt aktiv, was die Umsetzung erheblich erleichterte. Auch die jahrelange Erfahrung von Markus Siller, Geschäftsführer GUT, und seine Überzeugungsarbeit in den Kommunen förderten das Projekt. Zudem ist es wichtig, die Bevölkerung mitzunehmen. In der Vorbereitungsphase fanden landkreisweit etwa sechs Infoveranstaltungen statt. Norbert Zösch, Senior Advisor Stadtwerke Haßfurt, erklärt: „Wir haben dabei gezielt Referenten eingeladen, die für ausreichend Publikum sorgen. So nahmen stets viele interessierte Bürgerinnen und Bürger teil.“

Für interessierte Kommunen empfiehlt Zösch von den Erfahrungen anderer zu lernen, denn „das Rad muss man nicht neu erfinden". Auch die Vernetzung zwischen Regionalwerken ist für den Wissens- und Personalaustausch im Bedarfsfall förderlich. Wichtig sei auch, der Bevölkerung zu vermitteln, dass die Strompreise anfangs möglicherweise nicht die günstigsten sein werden, da zunächst Investitionen refinanziert werden müssen. Langfristig überwiegen jedoch die ökologischen und wirtschaftlichen Vorteile für die Region. „Und bevor fremde Investoren unsere Energiewende vorantreiben, machen wir es lieber selbst!“, äußert Zösch.

Ausblick

Das Regionalwerk Haßberge zeigt, wie Kommunen gemeinsam die Energiewende vorantreiben und gleichzeitig ihre Selbstbestimmung stärken können. Durch die Bündelung von Ressourcen und Kompetenzen können Aufgaben bewältigt werden, die einzelne Gemeinden überfordern würden. Der geplante Energiemix, kombiniert mit innovativen Speicherlösungen, verspricht eine nachhaltige und unabhängigere Energieversorgung der Region. Dies fördert nicht nur die lokale Wertschöpfung und schafft Arbeitsplätze, sondern trägt auch wesentlich zur Resilienz der Region bei.

Mit dem Ziel, bis 2030 bilanzielle Klimaneutralität zu erreichen, positioniert sich der Landkreis als Vorreiter in Sachen Klimaschutz. Das Regionalwerk spielt dabei eine Schlüsselrolle und dient als Vorbild für andere ländliche Regionen, die ihre Energieversorgung zukunftsfähig gestalten wollen.

Weitere Infos zu Gemeindewerken

Wenn auch Sie an einem interkommunalen Gemeindewerk interessiert sind und noch mehr dazu erfahren möchten, legen wir Ihnen unsere Kampagne nahe. Bis Juli veröffentlichen wir wöchentlich Artikel zum Thema der interkommunalen Gemeindewerke und widmen uns den wesentlichen Fragestellungen, wie mögliche Rechtsformen. Mehr dazu finden Sie auch unter dem Hashtag #interkommunaleGemeindewerke.

Weitere Empfehlungen zu diesem Projekt

Nächstes Projekt