In Speichersdorf nutzt ein Großteil der Bevölkerung und die Kommune erneuerbare Energien. Bereits Ende der 1990er Jahre wurden in Speichersdorf zwei Windkraftanlagen gebaut. Im Jahr 2007 wurde der Ortsteil Guttenthau zum ersten Bioenergiedorf in Oberfranken. Dort schlossen sich zwei Landwirte zusammen, die mit der Abwärme ihrer Biogasanlagen alle 32 Haushalte über ein Nahwärmenetz versorgen. Auch die Kommune investierte 2017 mit der Errichtung einer Hackschnitzelanlage in der Schule in ein Nahwärmenetz, das durch die Bioenergie Speichersdorf GmbH & Co. KG betrieben wird. Ein zweites Nahwärmenetz im Ortskern von Speichersdorf befindet sich derzeit in den Planungen.
Kommunale Gebäude wie das Rathaus, die Schule, Kitas, die Sportarena und ein Feuerwehrhaus sind mit einer PV-Anlage ausgestattet, zum Teil ergänzt mit einem Speicher. Bei der aktuellen Generalsanierung und Erweiterung der Kläranlage war das oberste Ziel, bestehende Bauteile wiederzuverwenden und die neue Anlage energieeffizient auszurichten. Es wurde eine Abwasserbehandlung mittels einer sogenannten „anaerober Schlammstabilisierung“ integriert. Mit dem dabei entstehenden Methangas wird ein Blockheizkraftwerk betrieben, das Strom und Abwärme für den Betrieb der Kläranlage erzeugt.
Direkte und indirekte Bürgerbeteiligung an Solarpark
Das neueste Projekt der Kommune ist ein Bürgersolarpark, der bilanziell rund 5.800 Haushalte versorgen kann. Nach rund drei Jahren Planungszeit wurde die Anlage im Februar 2023 fertiggestellt. Dem Speichersdorfer Bürgermeister Christian Porsch ist es wichtig, als Kommune Projekte umzusetzen: „Wir haben uns das Tun auf die Fahne geschrieben.“ Betrieben wird der Solarpark durch die Bürgersolarpark Speichersdorf GmbH & Co. KG, als haftender Gesellschafter (Komplementär) agiert die eigens gegründete Speichersdorf GmbH – Speichersdorf nachhaltig entwickeln, eine hundertprozentige Tochter der Gemeinde. Die Gemeinde ist zu 51 Prozent Gesellschafter, der Rest wird von einer regionalen Bürgerenergiegesellschaft sowie einer Genossenschaftsbank getragen. „So können wir gewährleisten, dass die Wertschöpfung aus der Energieerzeugung zu einem möglichst großen Teil bei uns in der Region bleibt“, erklärt Porsch.
Ein weiterer Bestandteil des Speichersdorfer Modells ist die direkte Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger: „Nur dank Bürgerbeteiligung konnte der Solarpark realisiert werden.“ Dazu wurden Nachrangdarlehen mit zwei Prozent Verzinsung bei einer Laufzeit von zehn Jahren angeboten. Insgesamt haben sich 450 Bürgerinnen und Bürger mit einer Einlage von 1,1 Millionen Euro beteiligt. Mittelfristig soll die Beteiligung sogar noch einen Schritt weitergehen. Die Kommune plant, einen eigenen Stromtarif anzubieten und den im Gemeindegebiet erzeugten Strom direkt an die Einwohner zu verkaufen. Damit sollen alle im Ort von der Anlage profitieren, nicht nur die, die direkt in die Anlage investieren konnten. Dazu soll der Solarpark um einen Speicher erweitert werden.
Energiewende bleibt Thema in Speichersdorf
Auch wenn Speichersdorf ein Vorreiter in der Energiewende ist, plant die Gemeinde bereits weiter. „Die kommunale Wärmeplanung ist derzeit ein Thema“, so Porsch, „außerdem wollen wir den Ausbau der Windenergie in unserem Gemeindegebiet proaktiv steuern, da wir hier viele potenziell geeignete Flächen haben.“
Weitere Informationen zur Energieerzeugung in Speichersdorf liefert die Webseite der Gemeinde.