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Energiewende und Klimawandel (be-)greifbar machen

Bürgerstiftung Energiewende Oberland

Mitgliedertreffen der Bürgerstiftung Energiewende Oberland
Klimaschutz als Auftrag in Richtung Bürgerschaft - dafür wurde die Bürgerstiftung gegründet
© Energiewende Oberland
Infotafel zu Landwirtschaft im Klimawandel Der phänologische Garten zeigt, wie der Klimawandel Blühzeitpunkte verschiebt Kinder erfahren bei einer Geländerallye spielerisch über Flüsse und Seen im Klimawandel

Herr Drexlmeier, was sind die Aufgaben der Energiewende Oberland? 

Stefan Drexlmeier: Die Vernetzung zwischen Akteurinnen und Akteuren in der Region sowie mit anderen Regionen steht im Fokus. Alle Seiten profitieren davon, Wissen und Erfahrungen auszutauschen. Am Anfang wurde noch viel durch ehrenamtliches Engagement abgedeckt, zum Beispiel wurde mit Infoständen zu den erneuerbaren Energien informiert. Mittlerweile ist der Wissensstand der Bevölkerung höher und wir decken als Organisation auch professionellere Aufgaben ab. In der Geschäftsstelle sind wir vor allem Netzwerkzentrale und Anlaufstelle für Kommunen. Wir beteiligen uns aber auch an Forschungsprojekten und bieten Energieberatung an.

Welche Rolle spielen Kommunen für den Klimaschutz? 

Seit der Gründung sind wir stark mit der Kommunalpolitik verknüpft: ein Drittel der ersten Stifter waren Kommunen und Landkreise. Während die Mitgliedschaft am Anfang häufig eher ideellen Charakter hatte, ist der dringende Handlungsbedarf heute bekannt. Einige der Gemeinden in der Region sind bereits vom Klimawandel betroffen, etwa durch Starkregenereignisse. Daneben fordert die Bevölkerung die Politik zum Handeln auf – hier sind Kommunen eben der engste Verknüpfungspunkt.

Welches Thema ist für die Region kritisch? 

Eine Untersuchung hat gezeigt, dass der Wärmebedarf Stand heute in der Region kaum allein durch erneuerbare Energien gedeckt werden kann. Das heißt für uns, wir müssen den Wärmebedarf reduzieren. Erfreulich ist aber, dass sich bereits einige Kommunen für Dorfheizungen interessieren. Dabei zeigt sich, dass Lösungen oft gar nicht technisch, sondern vielmehr menschlich gedacht werden müssen.

Was meinen Sie damit? 

Bisher ist die Wärmeversorgung sehr individuell, jeder Haushalt hat eine eigene Heizungsanlage im Keller. Eine Dorfheizung hingegen ist eine gemeinschaftliche Wärmeversorgung. Das kann das Gefühl der Zusammengehörigkeit stärken, setzt aber auch Vertrauen in die gemeinsame Nutzung voraus. Für die Umsetzung ist also viel Fingerspitzengefühl und ein Verständnis für die Dynamiken im Ort gefragt.

Wie unterstützt die Energiewende Oberland diese Wärmewende? 

Zum Beispiel mit dem Online-Heizungsrechner, mit dem man bequem von Zuhause aus entdecken kann, welche Optionen für den Heizungstausch interessant sein könnten. Damit ergänzen wir das Angebot der Energieberatung, denn hier ist die Nachfrage inzwischen stark gestiegen. Der Umstieg weg von fossilen Heizstoffen wird durch staatliche Zuschüsse, steigende Gaspreise und die CO2-Steuer nämlich immer attraktiver.

Wo sehen Sie die größten Chancen der Region Oberland für den Klimaschutz? 

Dank unserer geografischen Lage können wir die fünf wichtigsten Quellen für erneuerbare Energien direkt vor unserer Haustür nutzen: Wasserkraft, Solarenergie, Tiefengeothermie und auch die Windkraft haben hier ein hohes Potential. Daneben steht uns, dank großer Waldflächen, Holz als Energieträger zur Verfügung. Man muss außerdem klar sagen, dass unsere wirtschaftliche Stärke die Umsetzung von Projekten erleichtert. Im Gegenzug kann die Energieerzeugung die regionale Wertschöpfung weiter stärken.

Und wo liegen die Herausforderungen? 

Der Fachkräftemangel ist heute schon spürbar, vor allem für Sanierungen oder den Heizungstausch. Außerdem sind die Immobilienpreise in der Region sehr hoch, sodass energetische Sanierungen oder Investitionen in erneuerbare Energien oft nicht mehr im Budget liegen. Eine weitere Herausforderung ist, dass wir im Alpenraum bereits heute spürbar vom Klimawandel betroffen sind und damit Anpassungsmaßnahmen schnell nötig werden. Möglicherweise entsteht dadurch eine Konkurrenz zwischen Investitionen in Maßnahmen zur Klimawandelanpassung und zur Klimawandelvermeidung.

Der Klimawandel in den Alpen ist auch Thema des Projekts KlimaAlps. Was macht KlimaAlps besonders? 

Das Ziel von KlimaAlps ist es, den Klimawandel sichtbar und erlebbar zu machen. In sogenannten KlimaTopen können Besucherinnen und Besucher interaktiv entdecken, wo wir in der Region den Klimawandel bereits spüren. Ein Beispiel ist ein phänologischer Garten, der anhand bestimmter Pflanzenarten zeigt, dass sich Blühzeitpunkte bereits verschieben. Ein weiterer Baustein ist die Ausbildung von Klimapädagoginnen und -pädagogen, die Kenntnisse zum Klimawandel anschaulich vermitteln sollen. Wir glauben, dass man den Klimawandel und die Energiewende greifbar machen muss, wenn sich die Menschen damit identifizieren und ins Tun kommen sollen.

Herzlichen Dank für Ihre Zeit und das Interview.

 

Für weitere Infos zu den Projekten:

-       Wärmewende und Heizungsrechner

-       KlimaAlps

Rohrleitungsbau für die Dorfheizung in Steingaden Tag der offenen Heizungskeller Wärmewende-Kampagne "100% Klimaschutz im Heizungskeller"
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