Seit 2021 tritt der umweltbewusste Familienvater nun auch noch als Wärmeversorger in der eigenen Gemeinde auf: Knapp 40 Haushalte, darunter auch die kommunale Turn- und Festhalle sowie die ortsansässige Gaststätte/Metzgerei, werden seit kurzem von ihm beheizt. Und Norbert Ruef sieht noch viel mehr Potential im neu errichteten Wärmenetz, das er mittelfristig weiter ausbauen möchte.
Erfolgreich Überzeugungsarbeit geleistet
„Das wird sich entwickeln“, erinnert sich der gelernte Betriebswirt an die zähen Anfänge. Das örtliche Energieteam hatte damals den Anstoß dafür gegeben, die örtliche Biogasanlage auch thermisch zu nutzen. Es mussten viele Gespräche geführt werden, bis sich die ersten Interessenten aus der Bürgerschaft meldeten. Die einstimmige Unterstützung durch Gemeinderat und Bürgermeister half sehr dabei, das Projekt auf den Weg zu bringen.
Im Oktober 2019 gab es dann auch die ersten Kontakte mit dem Verein renergie Allgäu, dem Norbert Ruef schon seit Jahren angehört. Vorsitzender Thomas Hartmann übernahm als Energieberater nicht nur die detaillierten Wärmenetzberechnungen, er stellte auch die verschiedenen Zuschussanträge zur Finanzierung des Projekts. Insgesamt beliefen sich die Investitionskosten auf rund 1,2 Million Euro. Zwei Drittel davon entfielen auf das Leitungsnetz mit rund 2,5 Kilometern Länge, das Norbert Ruef mit fachmännischer Unterstützung aus dem Dorf weitestgehend in Eigenleistung erstellte. Die übrigen 325 000 Euro ergaben sich aus dem neuen Hackschnitzelheizkessel mit Einbindung der Biogasanlage.
Im März 2020 wurden die Zuschussanträge eingereicht, einen Monat später gingen die Zuwendungsbescheide ein. Insgesamt wurde das Projekt mit rund 430 000 Euro Fördergelder unterstützt.
Eine super Sache für die Zukunft
Mit einem “Tag der offenen Tür” zeigte der Netzbetreiber der Dorfbevölkerung nach der Fertigstellung sein Werk. Voller Stolz führte Norbert Ruef die Besucher und Gäste durch seinen Betrieb und stellte ihnen die Anlage vor. „Ich finde das eine super Sache“, zeigt sich der Energie- und Landwirt begeistert von seinem neuesten Projekt. Erstens fürs Klima, das von der nachhaltigen Heiztechnik profitiert, mit der zum jetzigen Ausbaustand jährlich 340 Tonnen CO2 eingespart werden – und zweitens auch für seine Kunden. „Sie müssen sich ja um nichts mehr kümmern – das machen alles wir für sie“, so Norbert Ruef.
Auch für ihn und seine Familie bedeutet das neue Projekt eine Investition in die Zukunft. Weil es dem Betrieb und beiden Söhnen eine Perspektive bietet. Dem 21-jährigen, der später einmal den Hof übernehmen möchte genauso wie seinem zwei Jahre älteren Bruder, der als gelernter Heizungsbauer jetzt bereits die Mitverantwortung fürs Heizkraftwerk und das Nahwärmenetz übernommen hat.
Text: Claudia Lau, renergie Allgäu e.V.