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Effizient für Starkregen vorsorgen

Starkregenhinweiskarte in Amberg-Sulzbach

Amberg-Sulzbach ist geprägt von Kerbtälern
Amberg-Sulzbach ist geprägt von Kerbtälern
© Joachim Scheid
Starkregen kann überall vorkommen - ob es dadurch zu Überschwemmungen kommt, hängt von verschiedenen Faktoren ab Überschwemmtes Feld Anhand historischer Starkregenereignisse und Flussdichteanalysen konnten Starkregenkarten erstellt werden

„Wir sind eine ländliche und stark landwirtschaftlich geprägte Gegend“, erklärt Joachim Scheid, Klimaschutzkoordinator des Landkreises, „bei Starkniederschlägen ist es auch hier schon zu Überschwemmungen in den Dörfern und weggespülten Feldern gekommen.“ Oft reagieren Kommunen erst, wenn bereits etwas passiert ist. Dann werden hydrologische Konzepte in Auftrag gegeben, deren Kosten bis in den sechsstelligen Bereich gehen können. Auch wenn es Förderquoten bis 75% gibt, sind es dennoch hohe Kosten für eine einzelne Kommune. In Amberg-Sulzbach verfolgen sie einen anderen Ansatz: „Wir wollen die Kommunen und Bevölkerung sensibilisieren und vorsorgende Maßnahmen ergreifen. Doch um Investitionen zu rechtfertigen, brauchen wir ein Konzept.“

Strategie zur Klimaanpassung für Amberg-Sulzbach

Diese Klimaanpassungsstrategie für Amberg-Sulzbach, kurz KlimAS, wird in drei Schritten erstellt. Zunächst wurden für jede der 24 beteiligten Gemeinden alle bereits eingetretenen Starkregenereignisse dokumentiert. „Hier haben uns die Kommunen super unterstützt. Verwaltung, Bauhöfe und Feuerwehren wissen, wo bereits Keller überschwemmt wurden oder Schlamm abging“, so Scheid. Diese Ereignisse wurden in einer Karte gesammelt. Im zweiten Schritt wurden mit dem kostenlosen OpenGIS-Programm Flussdichteanalysen erstellt: „So wissen wir, wo potenziell Starkregenschäden auftreten können.“ Meist liege die Ursache am Relief der Landschaft. Deshalb seien die potenziellen Gefahrenzonen auch keine unbekannten: „Etwa 80-90% der identifizierten Gebiete waren bereits bekannt.“

Im letzten Schritt werden die Ergebnisse nun in den Gemeinden vorgestellt, sowohl in den Gemeinderäten als auch bei öffentlichen Veranstaltungen. „Wir wollen sensibilisieren und vor allem zeigen, was Gemeinden tun können, um mit Starkregen umzugehen“, sagt Scheid, „Maßnahmen, die im Vorfeld ergriffen werden, sollten einfach und günstig sein und dabei trotzdem möglichst große Sicherheit bringen.“ Dieser Balanceakt ist vor allem für kleine Kommunen oft schwierig. Während große Städte meist ein eigenes Klimaanpassungsmanagement haben, fehlt es in ländlichen Kommunen an Geld, Zeit und Personal. Die Bürgermeister, oft im Ehrenamt, haben mit anderen Sachen bereits viel zu tun. „Als wir mit der Konzeptidee zu den Gemeinden gingen stießen wir auf große Offenheit. Die meisten Bürgermeister sind sich dem Problem bewusst und wissen oft schon, was getan werden muss“, erzählt Scheid, „mit der Starkregenkarte haben sie etwas in der Hand, mit dem sie Ausgaben für Klimaanpassung begründen können.“ Außerdem werde die Planung erleichtert, wenn man die gefährdeten Gebiete genau kennt.

Blaupause für andere Kommunen

Eine solche Starkregenhinweiskarte als Entscheidungshilfe komme auch für andere Kommunen in Frage, so Scheid. Die Kosten für jede Gemeinde in Amberg-Sulzbach betragen im Schnitt etwa 3000-4000 Euro und könnten durch zentrale Berechnungen sogar noch reduziert werden. „Unser Ansatz könnte als Blaupause dienen, wenn das Projekt Anfang 2023 abgeschlossen ist und sich als effizient erweist“, denkt Scheid, „die Daten für das Geoinformationssystem und die Kenntnis über die lokalen Starkregenereignisse hat jede Gemeinde.“

Das Projekt wird im Rahmen von „Klimaschutz in Kommunen“ im Klimaschutzprogramm Bayern 2050 gefördert. Mehr Informationen zur Klimaanpassungsstrategie liefert die Webseite.

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