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Gut vernetzt in Richtung Klimaschutz

Klimaschutznetzwerk in Unterfranken

Gruppe von Menschen bei der Bepflanzung einer Grünfläche
Ob wie hier bei der klimaangepassten Gestaltung von Grünflächen oder im Klimaschutznetzwerk - Klimaschutz wird gemeinsam umgesetzt
© Thomas Malz
Vortrag auf einer Bühne mit Zuschauern Zwei Männer vor einem Schaufenster Vortragender auf einer Bühne, Vortragsfolie "Energiewende Kongress"

„Im Dezember 2021 wurde der Antrag für ein Klimaschutznetzwerk von 15 Gemeinden eingereicht. Nötig sind mindestens fünf Gemeinden“, erzählt Stefan Richter, „wir hoffen, dass wir den Förderbescheid dann im Spätsommer erhalten.“ Die Förderung läuft über die Kommunalrichtlinie des Bundes und ermöglicht den Aufbau und Betrieb eines Klimaschutznetzwerks. Auch eine fachliche Begleitung ist enthalten. Im Fall des Netzwerks rund um Münnerstadt unterstützt das Institut für Energietechnik an der OTH Amberg-Weiden bei fachlichen Fragestellungen.

Eigentlich sollte die Ausstellung der Förderbescheide etwa sechs Monate dauern, doch durch die enorme Anzahl von Anträgen aus ganz Deutschland für verschiedene Förderungen der Kommunalrichtlinie verzögert sich die Bearbeitung beim Projektträger etwas: „Ich bekomme schon Nachfragen von den Gemeinden, denn die Bürgermeister und Landräte wollen nun, dass es richtig losgeht.“ Inzwischen wollen sogar mehr als die anfänglichen 15 Gemeinden Teil des Netzwerks werden. „Über 65 Kommunen aus acht der neun unterfränkischen Landkreise – selbst unsere unterfränkische Hauptstadt Würzburg! – sowie die fünf Landkreise Main-Spessart, Rhön-Grabfeld, Würzburg, Kitzingen und Bad Kissingen plus der Bezirk Unterfranken sind dabei“, freut sich Richter. Übergreifend soll eine gemeinsame Strategie zur Senkung von Treibhausgasemissionen entwickelt werden. Daneben wird es Arbeitsgruppen zu einzelnen Themen geben.

Regionale Wertschöpfung durch erneuerbare Energien

Ein Fokus des Netzwerks wird der Ausbau erneuerbarer Energien in der Region sein. „Neben dem Klimaschutz sind die Versorgungssicherheit und günstige Energie in den Vordergrund gerückt“, so Richter. Doch wichtig ist ihm, dass auch die anderen Themen des Klimaschutzes und der Klimaanpassung behandelt werden: „Bei Nachhaltigkeit und Klima denke ich ökologische, soziale und ökonomische Aspekte zusammen.“ Die Bürgerinnen und Bürger mitzunehmen und bei Projekten zu beteiligen, ist Richter deshalb ein besonderes Anliegen: „Menschen müssen sensibilisiert, Zusammenhänge aufgezeigt werden. Wir müssen zeigen, dass auch kleine Dinge eine Wirkung auf’s große Ganze haben.“

Neben dem Klimaschutznetzwerk möchte Richter dafür eine Zukunftsakademie in Münnerstadt aufbauen. Diese soll im ehemaligen Berufsbildungszentrum entstehen und die angewandte Klimaforschung in den ländlichen Raum holen. Außerdem soll dort eine Zukunftswerkstatt für Schülerinnen und Schüler, ein Gründerzentrum und ein Café oder ähnliches entstehen. Kurz gesagt, die Zukunftsakademie soll ein Ort zum Forschen, Entdecken und für den Austausch von Ideen sein.

Gemeinden packen Klimaschutz gemeinsam an

Ob im neuen Klimaschutznetzwerk oder in schon länger bestehenden Integrierten Ländlichen Entwicklungen (ILE) – für die Kommunen in der Region spielt die interkommunale Zusammenarbeit eine wichtige Rolle. „Im Klimaschutznetzwerk erhält jede Kommune einzelne Fachberatungen“, erklärt Richter, „doch mindestens genauso hilfreich werden die Netzwerktreffen sein. Viermal pro Jahr können sich die Gemeindevertreter dort austauschen und erhalten neue Impulse aus Vorträgen oder Besichtigungen.“

Um bei der Energieversorgung auf 100 % erneuerbare Energien umstellen zu können, dabei die regionale Wertschöpfung zu stärken und Kommunen sowie Bürgerschaft beteiligen zu können, soll ein gemeinsames Kommunalunternehmen gegründet werden. „Die Beteiligung an diesem ist dabei unabhängig von der Mitgliedschaft im Klimaschutznetzwerk“, stellt Richter klar. Dennoch haben viele Kommunen des Netzwerks auch Interesse an einem gemeinsamen Gemeindewerk: „Über das Gemeindewerk können zum Beispiel Wind- oder Solarparks gebaut und der Strom regional vertrieben werden.“ Bei der Gründung werden die Kommunen dabei auch durch die Ländliche Entwicklung im Rahmen der "Virtuellen Gemeindewerke" unterstützt.

Die Beteiligung von Gemeinden und Bürgerschaft hält Richter für eine erfolgreiche Energiewende für entscheidend: „Wir können nicht erwarten, dass der ländliche Raum nun neben Nahrungsmitteln auch Energie für die Städte produziert, ohne selbst davon zu profitieren. Die Energieerzeugung muss in der Hand der ländlichen Kommunen und Bevölkerung liegen und so zum positiven Standortfaktor werden.“

Viele Baustellen gleichzeitig

Nach über einem Jahr als Klimaschutzmanager wird Richter nicht langweilig. Neben dem Aufbau des Klimaschutznetzwerks hat er viele weitere Projekte für und in Münnerstadt angestoßen. Ob Innenentwicklung, Grünflächenpflege oder bessere Fahrradstellplätze für den Bahnhof – der Klimaschutz in Münnerstadt wird an vielen Stellen angepackt. Ein Kriterienkatalog für Freiflächen-Photovoltaikanlagen ist bereits fertiggestellt: „So stellen wir sicher, dass Anlagen sinnvoll in die Landschaft integriert werden, ohne eine Konkurrenz zur Landwirtschaft zu werden. Und die Energieerzeugung soll per Grundsatzbeschluss in Bürgerhand gelegt werden, etwa durch ein Vorzeichnungsrecht für Bewohner von Ortsteilen in direkter Nachbarschaft zur Anlage.“

„Wir spüren den Klimawandel hier schon“, sagt Richter abschließend, „knapp 20 km von Münnerstadt liegt mit Bad Königshofen der Klimahotspot Deutschlands. Die Natur, die Landwirtschaft und auch die Menschen hier haben bereits heute mit Trockenheit und Hitze zu kämpfen.“ Jetzt ist also die Zeit zu handeln.

Prominente Besetzung beim Austausch mit den Bürgern, u.a. mit Hans-Josef Fell (Mitbegründer des EEG) und Münnerstadts Bürgermeister Michael Kastl Mit Gemeindewerken soll die Region mit selbst erzeugtem Strom versorgt werden - dank Wind und Sonne
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