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Klimaschutz und Klimaanpassung als Daseinsvorsorge

Gemeinde Haibach setzt Projekte aus ihrem Aktionsplan Klimaanpassung um

Grünfläche in der Gemeinde Haibach mit Maibaum im Hintergrund
Grünflächen mit blütenreicher Bepflanzung sind eine Maßnahme zur Klimaanpassung in der Gemeinde Haibach
© Gemeinde Haibach
Insektenhotel in der Gemeinde Haibach Eingangbereich der Freiwilligen Feuerwehr Haibach Hinweisschild "Erholungsgebiet Haibacher Schweiztal"

Die Region rund um Aschaffenburg erlebt immer mehr heiße und sehr trockene Sommer, was ihr den Namen „Bayerisches Nizza“ eingebracht hat. Daneben steigt aber auch das Risiko für Starkregen und Überschwemmungen. An diese Klimaveränderungen müssen sich Kommunen und Bürgerschaft anpassen, während die Energiewende und der Artenschutz ebenfalls auf der Tagesordnung stehen. Andreas Zenglein, Bürgermeister der knapp 8.400 Einwohner großen Gemeinde Haibach, ist deshalb froh, dass die Kommune einen Aktionsplan zur Klimaanpassung hat: „Auf der KOMMUNALE haben wir 2019 bei einem Gewinnspiel des European Climate Adaptation Award (ECA) teilgenommen. Der erste Preis war die Erstellung eines Aktionsplans zur Klimaanpassung – und den haben wir gewonnen.“ Der ECA ist ein Audit-System, bei dem Kommunen dabei unterstützt werden, Maßnahmen zur Klimaanpassung zu identifizieren und umzusetzen. „Normalerweise kostet diese erste Stufe des ECA um die 8.000 €. Aus meiner Sicht lohnt sich eine solche Investition aber, da der Plan einen klaren Mehrwert bietet“, so Zenglein.

Aktionsplan mit 15 Punkten

Für die Erstellung des Aktionsplans war die Projektmanagerin Mady Olonschek vom ECA drei Tage in Haibach, um sich vor Ort ein Bild zu machen. „In einem ersten Workshop wurden gemeinsam mit dem Gemeinderat und ausgewählten Bürgerinnen und Bürgern, zum Beispiel Mitglieder des Obst- und Gartenbauvereins, mögliche Maßnahmen erarbeitet“, erinnert sich Zenglein. Der daraus entstandene Maßnahmenkatalog wurde in einem weiteren Workshop evaluiert: „So entstand ein 15-Punkte-Aktionsplan zur Klimaanpassung in Haibach.“ Erfolgsversprechende Ansätze sind zum Beispiel die Entsiegelung von Flächen, mehr Begrünung und vor allem die Information und Sensibilisierung der Bevölkerung. „Derzeit ist vielen Menschen die Dringlichkeit des Klimawandels noch zu wenig bewusst“, denkt Zenglein, „der Aktionsplan ist deshalb nur der Anfang.“

Das Bewusstsein müsse erst wachsen und reifen, doch Zenglein sieht Haibach hier auf einem guten Weg: „In unserer Bürgersprechstunde kommen immer mehr Fragen zu diesen Themen. Vor Kurzem kam aus der Bürgerschaft der Vorschlag, die Stellplatzsatzung zu ändern und nur noch einen, statt zwei Stellplätze vorzuschreiben. Auf den freiwerdenden Flächen sollen stattdessen Bäume gepflanzt werden.“

Kommunales Förderprogramm schafft Anreize

Einige Projekte hat die Gemeinde seit der Fertigstellung des Aktionsplans im Jahr 2020 bereits umgesetzt. „Um die Artenvielfalt zu stärken, setzen wir auf mehr Blühpflanzen beim Straßenbegleitgrün. Unsere Friedhöfe mähen wir seltener und wir haben Insektenhotels aufgestellt“, erzählt Zenglein. Seit Anfang 2023 gibt es ein eigenes kommunales Förderprogramm, welches Anreize für Bürgerinnen und Bürger schafft. Wer Flächen entsiegelt und bepflanzt oder Niederschlagswasser zurückhält und nutzt, etwa mit Zisternen, erhält Geld von der Gemeinde. Auch die Begrünung von Dachflächen wird finanziell unterstützt.

Weitere Projekte sind schon in Planung: „Im März haben wir eine Infoveranstaltung zum Bau eines Rückhaltebeckens. Dort soll Niederschlagswasser versickern können und den Ort bei Starkregen vor Überschwemmungen schützen.“ Neben der Anpassung an den Klimawandel bleibt die Senkung von Treibhausgasemissionen eine wichtige Aufgabe. Dazu werden in Haibach alle kommunalen Dachflächen auf Eignung für Photovoltaik überprüft. „Wir sind in Gesprächen mit den Stadtwerken Aschaffenburg, um Einspeisepunkte und Umspannwerke zu ertüchtigen. Nur so können wir das Potenzial der Flächen voll nutzen“, sagt Zenglein. Auf dem Schuldach zum Beispiel wäre Platz für 310 kWp an PV, doch derzeit können nur 55 kWp eingespeist werden.

Kommunale und interkommunale Aufgabe

Für Zenglein sind Klimaschutz und Klimaanpassung Teil der Daseinsvorsorge und damit mittlerweile eine Pflichtaufgabe von Kommunen: „Solche Maßnahmen liefern schließlich Mehrwert für unsere Bürgerinnen und Bürger. Wir stellen sicher, dass unser Trinkwassersystem nicht überstrapaziert wird oder produzieren Strom vor Ort.“ Weil diese Themen die ganze Gesellschaft angehen, ist Zenglein die interkommunale Zusammenarbeit wichtig: „Wir sind innerhalb unserer Integrierten Ländlichen Entwicklung – der kommunalen Allianz WEstSPEssart – und mit dem Landkreis dazu im Austausch, beim European Energy Award mitzumachen. Wichtig ist es, einen gemeinsamen Kümmerer zu finden und so Dinge auf den Weg zu bringen.“

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