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Wie Denkmalschutz und Klimaschutz Hand in Hand gehen können

Sanierung eines ehemaligen Mesnerhauses

Kirche und Mesnerhaus im Winter
Das ehemalige Mesnerhaus liegt in der Gemeinde Schleching im Achental
© Christian Loider
Altes Foto des Mesnerhauses Haus mit Balkon Geöffnetes Holzfenster

„Mein eigenes Haus in Unterwössen aus dem Jahr 1922 habe ich bereits selbst energetisch saniert. Außerdem habe ich mit meiner Firma schon öfter alte Häuser mitsaniert. Ein wenig konnte ich also den Aufwand für das Mesnerhaus im Vorfeld abschätzen“, erzählt Loider. Das Haus hat er von einer Erbengemeinschaft erworben, der auch seine Mutter und deren Zwillingsschwester angehörten: „Das Haus war bereits in Familienbesitz, deshalb lag mir viel daran, es zu erhalten. Vor allem wollte ich es näher an seinen ursprünglichen Zustand zurückbringen.“

Klimaschutz als Nebeneffekt

Erstmals erwähnt wurde das Gebäude 1557, seitdem wurde es häufig umgebaut. „In den 1970ern wurde das Haus fast kaputtsaniert“, erinnert sich Loider, „damals spielte der Denkmalschutz ja kaum eine Rolle.“ So wurden etwa Sperrholztüren verbaut und Innenwände mit Strohmatten bespannt und verputzt. Loider brachte die alten Strukturen zurück, indem er vorwiegend mit Holz baute: „Die Holzbauweise haben wir vor allem aus Denkmalschutzgründen gewählt. Es ist aber ein positiver Nebeneffekt, dass Holz eine nachwachsende Ressource ist und aus der Region stammt.“

Den Bereich Energieeffizienz hat Loider ebenfalls so weit wie möglich mit dem Denkmalschutz vereint. „Wie haben die Blockwände auf der Innenseite mit Holzfaserplatten gedämmt und die Oberfläche mit Lehm verputzt. Für die Fenster haben wir eine Kombination aus Einfachverglasung mit Winterfenstern als Außenflügel verwendet, die erstaunlich gute Wärmedämmeigenschaften haben“, so Loider, „daneben nutzen wir eine Luftwärmepumpe und eine Holzheizung mit Wärmetauscher für die Raumwärme und Warmwasser.“ Durch den geringeren Energieverbrauch kann Loider langfristig auch Kosten sparen.

Fokus auf Regionalität

„Wir haben darauf geachtet, dass wir Handwerksbetriebe und Materialen aus der Region nutzen“, sagt Loider, „früher wurde das ja auch gemacht.“ So werden Transportwege reduziert und sichergestellt, dass die Materialien zum baulichen Charakter passen. Doch Loider erinnert sich: „Leider fördert der Denkmalschutz nicht immer die Regionalität. Die Fenster im Hinterstock etwa konnten nicht von der örtlichen Schreinerei gefertigt werden, weil diese nur Maschinen für moderne Fensterbreiten hat.“ Die Fensterrahmen wären somit rund 1 cm breiter gewesen als vom Denkmalschutz gefordert. Loider musste deshalb auf einen anderen Betrieb ausweichen: „Hier wäre etwas Flexibilität hilfreich gewesen.“

„Trotzdem konnten wir den Umbau in weniger als zwei Jahren mit viel Eigenleistung fertigstellen und sind sehr zufrieden“, fasst Loider zusammen, „ohne den Denkmalschutz wäre wohl bei der Energieeffizienz noch mehr möglich gewesen, aber wir konnten ein altes Haus nutzen, statt neu zu bauen. Das allein ist ja bereits ein Beitrag zum Klimaschutz.“ Deshalb wurde das Projekt vom Amt für Ländliche Entwicklung Oberbayern unterstützt und mit dem Staatspreis für Dorferneuerung und Baukultur 2021 ausgezeichnet.

Die Stube während des Umbaus Wohnstube Hinteransicht des Mesnerhauses
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