Die Technologie für Agri-PV-Anlagen ist ausgereift und zahlreiche Anlagen sind in der EU – vor allem in Italien, der Schweiz und Frankreich – in Betrieb. In Deutschland wurden die rechtlichen Rahmenbedingungen im EEG angepasst, um Agri-PV zu erleichtern. In Bayern gewinnt diese innovative Lösung zunehmend an Bedeutung.
Pionierarbeit bei Agri-PV: Herausforderungen und Lösungsansätze
Michael Wühle, Vorstand der Energieagentur Oberbayern, erklärt „Die Entwicklung von Agri-PV-Projekten ist derzeit noch eine Herausforderung, die Engagement und Hingabe aller Beteiligten erfordert“. Erste Entwicklungen zeigen, dass der notwendige Netzzugang bereits bei Projektanfang zunächst eine unüberwindliche Hürde darstellen kann, wenn der zuständige Netzbetreiber die benötigte Netzkapazitäten nicht bereitstellen kann. Hier sind Pioniere gefragt, die mit Durchhaltevermögen an die Projektentwicklung herangehen, „nur so können erfolgreiche Agri-PV-Projekte entwickelt und umgesetzt werden“, äußert Wühle.
Welche Anlagentypen und Modularten sind geeignet?
Der Projekterfolg hängt auch von der Technologie, gesetzlichen Rahmenbedingungen und spezifischen Voraussetzungen, wie Modulnachführung, Standort oder Flächengröße ab. Die Wahl des Anlagentyps und der Modulart hängen maßgeblich davon ab, welche Kulturen künftig angebaut werden sollen und welche landschaftlichen Maschinen notwendig sind.
Innovative Technologien
In der Agri-PV-Technologie finden bifaziale PV-Module zunehmend Anwendung. Sie können auf Vorder- und Rückseite Strom erzeugen, da die Modulrückseite mit einer lichtdurchlässigen Schicht und Kontakten ausgestattet ist. Die Module nutzen so auch das Licht, das von den Pflanzen oder dem Boden reflektiert wird - der Wirkungsgrad des gesamten Moduls wird so erhöht. Bei monofazialen (einseitigen) PV-Modulen befindet sich auf der Rückseite hingegen eine lichtundurchlässige Schicht.
Semitransparente Solarmodule ermöglichen Lichtdurchlässigkeit durch Freiräume zwischen den Solarzellen. Dies erlaubt direkten Sonneneinfall auf die Pflanzen, reduziert jedoch den Wirkungsgrad im Vergleich zu herkömmlichen Modulen.
Autor: Michael Wühle
Michael Wühle ist Gründer und Berater der genossenschaftlichen EnergieAgentur Oberbayern eG (EAO), welche sich Agri-PV zu einem Schwerpunkt ihrer Projektentwicklungen macht. Sein Ziel ist es, „möglichst vielen Agri-PV-Projekten in Bayern und Baden-Württemberg den Start in die Umsetzung zu erleichtern und so die Energiewende voranzutreiben.“ Gemeinsam soll dies in enger Zusammenarbeit mit engagierten Landwirten und einem Schweizer Partner gelingen. Zur ersten Einschätzung der Wirtschaftlichkeit, stellt die EAO ein kostenloser Agri-PV-Rechner auf deren Website bereit. Eine vertiefende Beratung ist für weitere Planungen in jedem Fall notwendig.