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Wie Tiere und Pflanzen durch die Energiewende gewinnen können

Solarbiotopverbund: Symbiose von Energieerzeugung und Naturschutz

Schafe weiden unter eine PV-Freiflächenanlage.
Unter der PV-Freiflächenanlage an den Hängen der ehemaligen Bauschuttdeponie Griesdorf weiden nun Schafe.
© Johannes Maibom

„Wir wollen den Landwirten ermöglichen, sich ein zweites Einnahmestandbein aufzubauen“, erzählt Harald Kempe, „gleichzeitig muss die Flächenkonkurrenz zwischen Energieerzeugung, Artenschutz und landwirtschaftlicher Nutzung reduziert werden.“ Kempe, ehemaliger Bürgermeister des Markts Emskirchen im Landkreis Neustadt Aisch-Bad Windsheim und Mitinitiator des Projekts. Die Projektentwicklung übernahm Johannes Maibom von der Reuthwind GmbH, der dabei vom Bereich Zentrale Aufgaben der Verwaltung für Ländliche Entwicklung unterstützt wurde. Seine Untersuchungen zeigen, dass ein Solarbiotopverbund im Gebiet der Markts Emskichen technisch und wirtschaftlich machbar ist.

Ein grünes Band durchzieht die Landschaft

„Einen Solarbiotopverbund kann man sich als grünes Band vorstellen, das die Landschaft durchzieht. Dabei werden Photovoltaik-Freiflächenanlagen und Biotope verknüpft“, so Maibom. Um die gesteckten Klimaziele zu erreichen, wird der Ausbau von Solarenergie auf der Fläche nötig sein. Allerdings gibt es bereits hohen Flächendruck, der zu steigenden Pachtpreisen führt. Zudem soll die Energiewende die Artenvielfalt und die Akzeptanz der Bevölkerung berücksichtigen. „Der Solarbiotopverbund soll das Landschaftsbild so gering wie möglich belasten“, erklärt Maibom, „wir nutzen vorhandene Trittsteinbiotope und identifizieren die Flächen, die diese verbinden. Auf diesen Flächen werden dann Photovoltaikanlagen errichtet.“ Natürlicher Sichtschutz wie Hecken oder Bergkuppen, niedrige Modulhöhen und ein Grüngürtel sollen die Anlagen unauffällig in die Landschaft integrieren. 

Auch innerhalb der eingezäunten Photovoltaikanlagen kann die Artenvielfalt gestärkt werden: „Durch die Einzäunung werden geschützte Bereiche geschaffen, die etwa für Hunde oder Spaziergänger unzugänglich sind. Dabei ist der Abstand zwischen Zaun und Boden so gewählt, dass Bodenbrüter und Kleinsäuger wandern können.“ Da die Anlagenflächen aus der intensiven Bewirtschaftung fallen, kann die Nitratbelastung der Region insgesamt sinken. „Die Anlagen werden durch Schafe beweidet“, sagt Maibom, „neue Arten können sich so nicht nur dank der extensiven Bewirtschaftung ansiedeln. Schafe sind wie lebende Taxis, die Tier- und Pflanzenarten von zuvor beweideten Flächen ‚mitbringen‘.“ Details zu den landschaftspflegerischen Maßnahmen, die die Artenvielfalt in einem Solarbiotopverbund stärken können, gibt die erstellte Machbarkeitsstudie.

Nutzen für Naturschutz und Energiewende

Die Studie zeigt, dass die Kosten für den Solarbiotopverbund im Vergleich zu konventionellen Photovoltaik-Freiflächenanlagen durch den Mehraufwand bei Bau und Pflege der Anlage um rund 0,6 ct/kWh  höher liegen. „Ja, wir haben höhere Kosten“, gibt Maibom zu, „allerdings wird dabei der wertvolle Zugewinn an Biodiversität nicht betrachtet. Die Politik könnte zum Beispiel den zusätzlichen Nutzen für den Naturschutz fördern, indem Anlagen, die Energieerzeugung und Artenschutz kombinieren, eine höhere Förderung erhalten.“

Bis dies soweit ist, wird in Emskirchen ein anderer Ansatz getestet: „Wir planen einen Direktvermarktungsvertrag mit einem großen Industrieunternehmen in der Region abzuschließen. Der Konzern hat so die Möglichkeit, in erneuerbare Energien vor Ort zu investieren und wir können unsere Finanzierungslücke schließen.“ Der geplante Solarbiotopverbund umfasst 13,7 ha, wobei je ein Viertel für Module und Biotope vorgesehen sind, die restliche Hälfte als extensiv genutztes Grünland.Geplant ist ein Solarbiotopverbund auf insgesamt 13,7 ha, davon je knapp ein Viertel Modul- bzw. reine Biotopfläche. Die verbleibenden 50% sind extensiv genutztes Grünland. „Die Rückmeldungen der Grundstückseigentümer waren sehr positiv, nur einige Pächter fürchten den Verlust von Anbauflächen“, sagt Maibom, „wir hoffen, dass wir durch einen Flächentausch eine Einigung erzielen können.“ Nach erfolgreicher Machbarkeitsstudie streben Maibom und Kempe nun die konkrete Umsetzung des Konzepts an.

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