Die Mischung macht‘s
Die
Idee, regenerative Energieerzeugung und Biotop-Schutz zu kombinieren,
kam Andreas Engl 2012, als sich sein Weiher direkt neben dem heutigen
Solarfeld orange färbte und alle Teichmuscheln starben. Aus der
Ackerfläche, die Engls Großmutter gehört und zu diesem Zeitpunkt
verpachtet war, wurden während eines heißen Sommers Nährstoffe in den
Weiher eingetragen. „Die toten Muscheln zu sehen hat etwas in mir
ausgelöst“, so Engl. Er überzeugte seine Großmutter, ihm die Ackerfläche
zu überlassen und die Bewirtschaftung grundlegend zu verändern: „Die
Bodenqualität ist aufgrund der Vornutzung als Lehmgrube für eine
landwirtschaftliche Nutzung ohnehin nicht ideal, deshalb habe ich mir
Gedanken zu den Alternativen gemacht.“
Noch während seines
Studiums fing er also an, Photovoltaik-Module auf dem Feld zu
installieren. Doch die Fläche sollte nicht allein der Energieerzeugung
dienen. Engl überlegte außerdem, wie er den Bereich um und unter den
Modulen besonders artenfreundlich gestalten könnte. „Die Mischung
macht’s“, sagt Engl, „durch Hecken, Trockenmauern und Streuobstwiesen
entsteht ein vielfältiger Lebensraum für bereits über 525 dokumentierte
Tier- und Pflanzenarten.“ Zum Vergleich: während bei Kartierungen in den
umliegenden Feldern 23 Nachtfalterarten entdeckt wurden, waren es im
Bereich des Solarfelds 146 Arten. Dazu meint Engl: „Wir hatten natürlich
gehofft, auf dem Solarfeld mehr Arten zu finden als rundum. Diese große
Vielfalt hat uns dann aber doch überrascht und vor allem dazu motiviert
weiterzumachen.“
Mehrfachnutzung für Klima- und Naturschutz
Gerade
weil Freiflächen-Photovoltaik-Anlagen häufig in der Kritik stehen,
Flächenkonkurrenz weiter anzuheizen, ist eine mehrfache Nutzung
entscheidend. Solarfelder können, neben der Energieerzeugung, als
Trittsteinbiotope dienen und dabei die Fläche doppelt aufwerten. Das
kann die Akzeptanz gegenüber erneuerbaren Energien steigern, da der
positive Effekt auf die Natur direkt erlebbar wird. „Naturschutz und
erneuerbare Energien können und müssen gemeinsam gedacht werden“, fasst
Engl zusammen.
Deshalb dient das Solarfeld auch als Ort für
Umweltbildung. Schülerinnen und Schüler lernen hier, was
landschaftsverträgliche Energiewende bedeutet und entdecken Arten, denen
man sonst nur noch selten begegnet. Die Kinder helfen außerdem, das
Solarfeld noch umweltfreundlicher zu gestalten, indem sie zum Beispiel
Nistkästen bauen. Engl trägt seine Begeisterung für das Thema
Energiewende gerne weiter und will anderen zeigen, was möglich ist.
Viele Menschen zu motivieren, den Ausbau einer dezentralen
Energieversorgung selbst in die Hand zu nehmen und dabei die
Artenvielfalt zu schützen, das ist Engls Antrieb.
Doch über
welchen Gast auf dem Solarfeld freut sich Engl am meisten? "Hinter
tibetischen Gebetsfahnen und unterhalb der bayerischen Landesfahne
brütet der Wiedehopf – in der griechischen Mythologie ist er der König
der Vögel und fliegt als solcher ganz hoch hinaus.“ Und von dort oben
hat er sicher einen guten Blick auf die blühende Energie-Oase in
Niederbayern.
8. Dezember 2021