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Kommunale Allianz statt Kirchturmdenken

Energiewende bei der ILE SpessartKraft

Projektteam Wald erFahren
Mit dem Projekt Wald erFahren soll der nachhaltige Tourismus im Spessart gefördert werden
© Felix Broßler/ Projektteam Wald erFahren
Der Naturpark Spessart ist eine beliebte Urlaubsregion Die Wald erFahren-Ladestationen werden von Touristen und Einheimischen genutzt In 49 Kommunen gibt es mittlerweile Ladestationen

Statt auf Kirchturmdenken setzen viele Gemeinden in Unterfranken auf die interkommunale Zusammenarbeit, etwa in der kommunalen Allianz SpessartKraft. Neun Gemeinden in der Region schlossen sich hier im Rahmen der Integrierten Ländlichen Entwicklung (ILE) im Jahr 2014 zusammen und definierten gemeinsame Handlungsfelder. Symbolisch besiegelt wurde dies durch neun „SpessartKraft-Eichen“: in jeder der Gemeinden wurde eine Traubeneiche gepflanzt.

Flexibel und unabhängig mobil sein

Ein Ziel der Allianz ist es, einen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung des Tourismus in der Region zu leisten. Ursprünglich eine Idee der beiden kommunalen Allianzen SpessartKraft und Südspessart wird dazu im Projekt „Wald erFahren“ eine flächendeckende Ladeinfrastruktur für E-Bikes aufgebaut. Inzwischen sind auch die Nachbar-Allianzen Kahlgrund-Spessart und WEstSPEssart sowie einige Einzelgemeinden mit dabei. Die kostenlosen E-Bike-Ladestationen sollen flexible und unabhängige Mobilität mit dem Fahrrad ermöglichen. „Die Ladestationen werden von verschiedenen Gruppen genutzt – Jung und Alt, Familien mit Kindern und Senioren. Das Angebot kommt gut an“, so Alexa Sigmund, eine der Allianzmanagerinnen, „nicht nur der Radtourismus wird dadurch gefördert. Auch viele Einheimische unternehmen am Wochenende Touren.“

Seit Projektstart 2017 wurden 98 Ladestationen in 50 Kommunen gebaut, gefördert durch das europäische LEADER-Programm. „Wir bekommen weiterhin Anfragen von Gaststätten oder Hotels, die an einer Ladesäule interessiert sind. Wir bauen das Netz also weiter aus“, freut sich Sigmund. Orte mit hoher Aufenthaltsqualität wie Gaststätten oder Cafés profitieren, wenn die Ladestation vor der Tür steht. So kann die Ladezeit für eine Einkehr genutzt werden.

Klimaschutz als Zukunftsthema

Nicht nur der Tourismus, auch die Energiewende soll im Rahmen der Arbeit der ILE gefördert werden. Um Maßnahmen zu ermitteln, wie Kommunen und Haushalte ihre Energiebilanz verbessern können, wurde ein Energiekonzept erstellt. Dabei wurde der Weg zu weniger Energieverbrauch und nachhaltiger Energieproduktion in der Region nicht nur technisch und wirtschaftlich betrachtet. Wichtig war und ist vor allem die Einbindung der Bevölkerung. In den Gemeinden fanden ‚EnergieGeladen“-Informationsabende statt, es wurde ein Leitfaden zur Energieeffizienz im eigenen Zuhause veröffentlicht und auf ihrer Webseite veröffentlicht die Allianz wöchentliche Energiespartipps. „Auch die kleinen Schritte sind wichtig und wirken, wenn man dranbleibt“, denkt Sigmund. Und dabei bleiben lohnt sich, denn der Klimaschutz ist ein Zukunftsthema, das Kommunen und Bürgerschaft umtreibt.

„Leider können wir einige der Maßnahmen derzeit nur schwierig umsetzen“, erklärt Sigmund, „oft liegt die Zuständigkeit nämlich nicht bei uns als SpessartKraft.“ Deshalb seien sie regelmäßig im Austausch mit dem Klimaschutzmanagement der Landkreise: „Das würde ich auch anderen kommunalen Allianzen raten: bei den Landratsämtern gibt es häufig schon Experten, denen wir wiederum aus der Allianz zuarbeiten können. So kann man den Aufbau von Doppelstrukturen vermeiden und die Expertise beider Seiten nutzen.“  

Klimawandel kennt keine Gemeindegrenzen

Ein dritter Themenblock ist die Innenentwicklung. Um leerstehende Gebäude, vor allem in den Ortsmitten, einfach zur Miete oder Kauf anbieten zu können, gibt es das Kommunale Immobilienportal SpessartKraft. Hier können die Eigentümer von zum Verkauf stehenden Häusern oder Grundstücken kostenlos Inserate aufgeben. „Mittlerweile melden sich mehr Interessenten als es Angebote gibt“, berichtet Sigmund, „viele Leerstände sind inzwischen saniert und wieder bewohnt.“ Die Allianzgemeinden haben sogar eigene Förderprogramme aufgelegt: „Primäres Ziel war die Aufwertung des Ortsbildes, deshalb wurden nur von außen sichtbare Maßnahmen gefördert. Trotzdem konnten so auch Flächen vor der Versiegelung bewahrt werden.“ 

Das größte Potenzial der Spessart-Region für den Klimaschutz sieht Sigmund in der Zusammenarbeit zwischen Kommunen in den ILE-Zusammenschlüssen. „Der Klimaschutz wird von allen Beteiligten als wichtiges Thema wahrgenommen“, sagt Sigmund, „daher wurde das Thema auch verstärkt in unser Entwicklungskonzept aufgenommen.“ Im Spessart weiß man: der Klimawandel macht nicht an Gemeindegrenzen Halt und kann darum am besten in der interkommunalen Zusammenarbeit angegangen werden.


Weitere Informationen gibt es auf den Webseiten der Allianz SpessartKraft und des Projekts Wald erFahren.

Text: Christian Dany, Miriam Lohmüller

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