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Dem alten Tanzboden wurde neues Leben eingehaucht

Kernsanierung eines Fachwerkhauses

Außenansicht eines sanierten Fachwerkhauses
In der Dorfmitte der Gemeinde Itzgrund wohnt Familie Schätz in einem Haus mit viel Geschichte
© Christine Schätz
Fassade vor der Sanierung Am Südgiebel waren vor der Sanierung die Schäden sichtbar Den Fachwerkbalken war das Alter bereits anzusehen

Bereits im Jahr 1850 wurde das Gebäude in einer Ortskarte erwähnt, steht aber nicht unter Denkmalschutz. „Meine Eltern hatten früher nebenan eine Landwirtschaft und haben das Grundstück mit dem Tanzboden gekauft, um es als Lagerplatz zu nutzen“, erzählt Christine Schätz. Mittlerweile ist die Landwirtschaft aufgegeben und das Gebäude stand leer: „Wir waren auf der Suche nach einem Eigenheim, wollten aber nicht unbedingt in eine Neubausiedlung. Deshalb kam uns der Umbau des alten Tanzbodens als Alternative in den Sinn.“ Im ersten Stock gab es nur einen Raum mit 18 Metern Länge und 7 Metern Breite – hier wurde früher das Tanzbein geschwungen. Gemeinsam mit einer Architektin hat Familie Schätz prüfen lassen, ob eine Nutzungsänderung möglich ist. Nach positiver Rückmeldung der Behörden, konnten 2013 die Planungen beginnen. Baubeginn war im Jahr 2014 mit den Außenarbeiten, ab 2015 folgte der Innenausbau: „Und im Sommer 2022 haben wir unseren Garten final angelegt.“

Ungewöhnliche Erneuerung des Fachwerks

Auf der unteren Ebene des Gebäudes ist in der Mitte eine Durchfahrt, links und rechts davon sind Lagerräume und Garagen. Der erste Stock wird komplett als Wohnraum genutzt: „Gerade mit Kindern ist es praktisch, dass alles auf einer Ebene liegt. So kann man zum Beispiel beim Kochen die Kinder im Blick behalten.“ Im Rahmen der Kernsanierung wurden Wasserleitungen und die Elektrik neu verlegt. Außerdem wurde für den Eingang und das Treppenhaus ein Anbau gebaut. „Wir haben das Gebäude komplett gedämmt und dabei auf natürliche Dämmstoffe gesetzt“, sagt Schätz, „ein Grund dafür war das Fachwerk.“ Das Holz und der Lehm des Fachwerks müsse atmen können, dafür seien natürliche Dämmstoffe die beste Wahl: „Für die Außenfassade haben wir Schilfmatten verwendet, die etwa 15 cm dick sind. Das Dach haben wir mit Holzfaserplatten gedämmt und die Kuppel mit Mineralwolle ausgeblasen.“ Einige der Fachwerkbalken waren in einem schlechten Zustand. „Ein Teil des Fachwerks musste erneuert werden“, erklärt Schätz, „doch zwischen den Balken wurde nicht gemauert, sondern mit Holzfaserplatten verkleidet und dann mit Holzfaser ausgeblasen.“

Dämmstoffe aus Naturmaterialien

Wo möglich, hat Familie Schätz auf regionale Unternehmen und Baustoffe gesetzt. Das Holz für die Fachwerkbalken stammt sogar aus dem eigenen Wald. „Wir sind sehr zufrieden mit den gewählten Dämmstoffen“, freut sich Schätz, „vielleicht ist die Dämmung des Gebäudes nicht zu 100 % dicht, doch gerade für ein Fachwerkhaus mit Holz und Lehm hilft eine leichte Zirkulation dabei, Schimmel zu vermeiden.“ Und die Naturmaterialien schaffen ein gutes Raumklima. Geheizt wird mit Pellets, wobei sich die Familie die Heizung mit den Eltern und dem Bruder teilt, die im Nachbargebäude wohnen.

Wohnen mit Charme

„Wir würden die Sanierung auf jeden Fall wieder machen“, ist sich Schätz sicher, „wir wohnen hier sehr schön und das Leben im alten Gebäude hat einfach einen besonderen Charme. Das hat nicht jeder.“ Um Kosten zu senken, hat die Familie viel Eigenleistung in die Sanierung gesteckt und in der heißen Phase 2014/15 jede freie Minute auf der Baustelle verbracht. Außerdem wurde die Sanierung durch das Amt für Ländliche Entwicklung Oberfranken unterstützt. Besonders die Erneuerung maroder Fachwerkbalken war vorher schwer kalkulierbar: „Es war nicht immer einfach, Handwerker zu finden, die Erfahrung mit älteren Gebäuden haben und etwa beim Fachwerk die Möglichkeiten und Grenzen abschätzen können.“ Deshalb rät Schätz, lieber auf den richtigen Handwerker zu warten: „Hier muss man auch Glück haben.“ Von Bekannten und Nachbarn kam viel positive Rückmeldung für den Mut, eine solche Sanierung anzupacken. „Manchmal kamen dennoch Zweifel von außen. Da ist Kreativität und Herzblut nötig, um diese auszublenden und trotzdem weiterzumachen“, denkt Schätz, „man sollte das Ziel nicht aus den Augen verlieren und wissen, warum man sich für die Sanierung entschieden hat.“


Mehr zu unserer Kampagne "WärmeChancen" und weitere  spannende Projekte zu Sanierung, Heizungstausch und Wärmenetzen finden Sie in der Kampagnenübersicht.

Sanierung des Südgiebels Unter dem Tonnengewölbe war früher ein Tanzsaal Nach und nach wurde der ehemalige Tanzsaal zum Wohnbereich umgebaut Innen wurde eine Wandheizung angebracht Im weitläufigen Wohnbereich findet die ganze Familie Platz Treppenaufgang zur Galerie im Wohnbereich
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