Christiane, welche Umbaumaßnahmen führt ihr durch?
Das freistehende Einfamilienhaus aus den 1970er Jahren soll in zwei Wohneinheiten umgebaut werden. Gleichzeitig wollen wir das Haus ressourcenschonend sanieren. Am Anfang stand im Vordergrund, durch einen geringeren Energieverbrauch Geld zu sparen. Mittlerweile ist uns auch einfach wichtig, dass unsere Familie möglichst umweltfreundlich wohnt.
Kannst du den Ausgangszustand beschreiben?
Meine Eltern haben bereits vor mehr als 15 Jahren erste energetische Sanierungsmaßnahmen am Haus durchgeführt und das Dach mit Mineralwolle gedämmt. Später wurden die Fenster getauscht und die Fassade mit einem ökologischen Holzfaserdämmstoff wärmegedämmt. Vor zehn Jahren wurde die Ölheizung um eine Solarthermie-Anlage ergänzt. Durch die Dämmung und die Solarthermie wurde der Heizbedarf um die Hälfte gesenkt und die Vorlauftemperatur auf 45°C heruntergefahren. Seit einigen Jahren haben wir außerdem eine PV-Anlage, von der rund drei Viertel des erzeugten Stroms direkt im Haus verbraucht werden.
Nun wird das Haus zum Zweifamilienhaus umgebaut. Wie seid ihr vorgegangen, um eine energetische Sanierung in den Umbau zu integrieren?
Zunächst haben wir uns von einer Energieberatung einen Sanierungsfahrplan aufstellen lassen. Dieser zeigt auf, wie unser Gebäude derzeit energetisch dasteht und was wir tun können, um die Wärmeversorgung effizienter und erneuerbar zu machen. Für ein oder zwei Stunden war ein Energieeffizienz-Experte bei uns vor Ort und hat sich den Zustand des Hauses angesehen. Dann hat dieser den Sanierungsfahrplan und eine Umsetzungshilfe mit Details zu den einzelnen Maßnahmen erstellt. Von den 2.000 €, die der Sanierungsfahrplan gekostet hat, haben wir rund 1.300 € als Förderung erhalten – und weil wir den Fahrplan haben, bekommen wir jetzt bei vielen Maßnahmen einen Bonus von 5 %, wenn wir eine Förderung beim BAFA beantragen.
Und mit dem Sanierungsfahrplan konntet ihr mit den Arbeiten beginnen?
Nicht ganz. Wir haben noch ein weiteres Dokument, das Sanierungskonzept, in dem technische Standards für die einzelnen Maßnahmen beschrieben sind. Angebote der Handwerker müssen diese Standards erfüllen, damit wir eine BAFA-Förderung dafür beantragen können. Genau genommen können wir selbst die Förderung gar nicht beantragen. Das läuft ebenfalls über den Energieeffizienz-Experten, der zwischendurch immer wieder die sachgemäße Ausführung der Maßnahmen überprüft.
Muss man weitere Punkte beachten, wenn man für eine Sanierung die Bundesförderung für effiziente Gebäude nutzen möchte?
Wichtig ist zu wissen, dass pro Jahr und Wohneinheit nur Gesamtkosten von 60.000 € gefördert werden. Daher können wir nicht alle Maßnahmen auf einmal durchführen. Der Sanierungsfahrplan gilt aber 15 Jahre lang. Es kostet auf jeden Fall viel Zeit, die Bürokratie zu bewältigen und als Schnittstelle zwischen Handwerkern und Energieberatern zu stehen. Zum Glück haben wir ein gutes Energieberatungsbüro, das uns bei Fragen weiterhilft. Außerdem hat die ausführende Firma viel Erfahrung mit nachhaltigem und energieeffizientem Bauen und ein sehr gutes Netzwerk an Handwerkern.
Warum habt ihr euch für eine Luft-Wärmepumpe entschieden?
Die Entscheidung für das richtige Heizsystem war tatsächlich sehr schwierig. Vor zwei Jahren hieß es noch, dass im Altbau nur Pellets möglich seien, womit wir uns schon fast abgefunden hätten. Da wir aber eigentlich eine Wärmepumpe wollten, haben wir uns mit Erdwärme beschäftigt. Erdwärmesonden können bei uns allerdings nicht genehmigt werden und zur Verlegung von Erdwärmekollektoren bzw. – körben hätten wir unseren Garten aufgraben müssen. Ein großer Teil der Bepflanzung ist schon alt, deshalb haben wir uns am Ende dagegen entschieden.
Vor etwa einem halben Jahr haben wir nochmal mit dem Energieberater und dem Heizungsbauer gesprochen. Inzwischen ist es üblich, auch in älteren Häusern Luft-Wärmepumpen zu nutzen, denn durch die Dämmung konnten wir unsere Vorlauftemperatur ausreichend absenken.
Idealerweise hätten wir uns an ein Wärmenetz angeschlossen, aber das gibt es bei uns im Ortsteil leider nicht. Wahrscheinlich gibt es kaum eine perfekte Lösung.
Du hattest erwähnt, dass ihr möglichst ressourcenschonend sanieren wollt. Was bedeutet das?
Bei Umbau und Sanierung fällt viel Abfall an. Deshalb wollten wir, wo möglich, natürliche Dämmstoffe verwenden. Außen haben wir zum Beispiel Holzfaser genutzt und als Trittschallschutz innen Kork. Neue Bauelemente, zum Beispiel der Treppenhausanbau, werden in ökologischer Holzständerbauweise ausgeführt. Am Ende ihrer Lebensdauer können diese Materialien weiterverwendet werden. Wir wollten zudem möglichst viel wiederverwerten. Bei einem Teil des Dachs musste die Mineralwolldämmung runter, die haben wir über Ebay verschenkt. Aktuell suchen wir einen Schreiner, der aus unserer alten Massivholztreppe eine Kommode oder etwas anderes schreinert. Nur unsere alten Heizkörper wollte doch keiner mehr haben.
Was willst du anderen mitgeben, die ein Gebäude sanieren wollen?
Einfach anfangen! Eine Maßnahme, bei der wir schnell einen Unterschied gespürt haben, war das Dämmen von Dach und Fassade. Seitdem brauchen wir merklich weniger Heizöl, das spart natürlich Geld. Aber vor allem haben wir das Gefühl, den richtigen Weg eingeschlagen zu haben – wir sind weniger abhängig von den Energiepreisen und tun etwas für den Klimaschutz.
Danke für das Interview, Christiane.
Mehr zu unserer Kampagne "WärmeChancen" und weitere spannende Projekte zu Sanierung, Heizungstausch und Wärmenetzen finden Sie in der Kampagnenübersicht.