Der Landkreis Rhön-Grabfeld ist ein sehr ländlich geprägter Landkreis mit nur wenigen ÖPNV-Anbindungen. Ohne eigenes Auto sind viele Ausbildungsbetriebe – oft im Handwerk – im peripheren Raum kaum zu erreichen. Doch gerade Auszubildende haben oft noch keinen Führerschein oder gar einen eigenen PKW. Dies stellt die Betriebe genauso wie die Azubis und deren Familien vor große Herausforderungen. Denn wenn der Ausbildungsbetrieb nicht erreichbar ist, kann der Ausbildungsplatz nicht angetreten werden. „Um dieses Problem zu lösen, wurde das AzubiShuttle ins Leben gerufen“, berichtet Julia Katzenberger, Koordinatorin für ÖPNV-Projekte am Landratsamt Rhön-Grabfeld. Mit einer Anschubfinanzierung im Rahmen des Förderprojekts „LandMobil – unterwegs in ländlichen Räumen“ des Bundesprogramms Ländliche Entwicklung wurden vier Fahrzeuge geleast. Diese Kleinbusse fahren Auszubildende auf individuell geplanten Routen zu den Betrieben und zurück – immer dann, wenn es keine Möglichkeit gibt, die Strecke mit dem regulären ÖPNV zurückzulegen.
Ideale Route für jeden Auszubildenden
Das Landratsamt koordiniert die Anmeldungen und prüft, ob eine Beförderung mit dem AzubiShuttle aufgrund fehlender Busverbindungen in Frage kommt. „Manchmal sind passende Verbindungen nicht bekannt. Dann beraten wir erstmal zu einer möglichen ÖPNV-Nutzung“, erklärt Katzenberger, „alle Anfragen für das AzubiShuttle könnten wir aus Kapazitätsgründen gar nicht annehmen.“ Das Angebot kann auch für einzelne Teilstrecken genutzt werden, um ÖPNV-Lücken zu schließen.
Katzenberger erstellt mit Hilfe eines Kriterienkatalogs eine Rangfolge der Azubis und entwickelt darauf aufbauend die Idealrouten. Dabei werden Faktoren wie das Alter der Auszubildenen, die Lage und Größe des Betriebs und die Entfernung zum Wohnort berücksichtigt: „In den letzten Jahren konnten wir es 95 Prozent der Azubis ermöglichen, ihren Ausbildungsplatz elternunabhängig zu erreichen. Bisher haben wir immer eine Lösung gefunden.“
Kooperation mit Kreishandwerksmeister
Die Mitfahrt im AzubiShuttle kostet pro Monat für eine einfache Fahrt zum oder vom Betrieb 44 Euro, für Hin- und Heimfahrt 66 Euro. In Monaten mit Blockunterricht wird eine Pauschale von 22 Euro fällig. Die Betriebe können die Beförderung finanziell unterstützen. Mit der Einführung des Deutschlandtickets und einer neuen Software sollen die Zahlungsabwicklung und die Kostenstruktur überarbeitet werden: „So muss am Ende des Monats nicht händisch nachgezählt werden, wer wie oft gefahren ist.“ Mit der neuen Software sollen die Azubis außerdem die Möglichkeit bekommen, Fahrten per App anzumelden oder abzusagen. Denn die ansonsten statischen Fahrtrouten müssen im Fall von Krankheit, Blockunterricht oder Stellenwechsel angepasst werden.
Das Landratsamt übernimmt die Öffentlichkeitsarbeit für das Projekt und arbeitet daneben mit dem Kreishandwerksmeister zusammen: „Diese Kooperation unterstützt das Projekt maßgeblich, denn hier bestehen viele Kontakte zu den Ausbildungsbetrieben.“ Neben regelmäßigen Pressemitteilungen wurden auch Flyer, sowohl für die Auszubildenen als auch für die Betriebe, herausgegeben. Die Fahrzeuge sind gut sichtbar beklebt, wodurch bisher die meiste Aufmerksamkeit erregt wurde.
Projekt läuft ohne Bundesförderung weiter
Obwohl das Förderprogramm „LandMobil“ beendet und das Projekt nicht kostendeckend ist, soll das Angebot bis mindestens 2026 weiterlaufen. Gleichzeitig soll der ÖPNV langfristig im ganzen Landkreis verbessert werden. „Wir stärken mit dem Projekt die Region und die Betriebe“, fasst Katzenberger zusammen, „wir möchten die Jugend in unserem Landkreis halten und die Entscheidung für eine handwerkliche Ausbildung vor Ort erleichtern.“
Mittlerweile gibt es bereits viele andere Regionen, die sich für das Projekt interessieren. Somit bleibt zu hoffen, dass es bald noch mehr AzubiShuttles auf den Straßen gibt.
> Im Rahmen unserer Kampagne "Unterwegs - Vernetzte Mobilität im ländlichen Raum" stellen wir vielfältige Ansätze für klimafreundliche Mobilität auf dem Land vor <