Eigentlich wollte das Landratsamt Kelheim nur eine Werbekampagne starten, um auf den neuen On-Demand-Service aufmerksam zu machen. „Die Grundfarbe von KEXI und den zugehörigen Werbemitteln ist blau“, erklärt Stefan Grüttner, Stabsstellenleiter des Regionalmanagements im Landkreis Kelheim. Entsprechend wurde zu Beginn des Projekts ein blaues Maskottchen entworfen, welches sich auf den Fahrzeugen und anderen Werbeflächen wiederfand. Passend zum Markennamen KEXI entschied man sich kurzum für Kekse als Werbegeschenke.
„Ein halbes Jahr nach Beginn der Kampagne bekam das Landratsamt Kelheim mit einem Mal Post aus den USA“, erinnert sich Grüttner, „die Macher der Sesamstraße machten uns auf eine Lizenzverletzung aufmerksam.“ Der Grund: das Maskottchen aus Kelheim sehe dem Krümelmonster aus der Sesamstraße zu ähnlich. Mittlerweile mussten die Werbematerialien angepasst werden: „Doch es wurde definitiv eine Menge Aufmerksamkeit für KEXI erzeugt.“
Entsprechend gut wird das Angebot mittlerweile genutzt. Drei Jahre nach dem Start werden schon mehr als 450 Fahrten pro Tag durchgeführt. Angepeilt waren langfristig monatlich 250 Fahrten: „Das konnten wir bereits nach drei Monaten erreichen, obwohl unser Start mitten im Lockdown lag.“
Flexibel mobil ohne eigenes Auto?
Dass eine On-Demand-Lösung so gut angenommen wird wie in Kelheim, ist keineswegs selbstverständlich: „Viele Menschen verbinden Mobilität auf dem Land mit einem eigenen Auto.“ Seit 2019 haben sich die Verantwortlichen in Kelheim also gefragt, wie alternative Mobilitätsangebote geschaffen werden können. „Wir mussten etwas finden, das Flexibilität, Zeitersparnis, Kosteneffizienz, Umweltfreundlichkeit und Komfort verbindet“, so Grüttner. Reguläre Linienbusse können das nicht auf allen Strecken erfüllen, weshalb ein bedarfsorientiertes Angebot entwickelt wurde. Grüttner betont: „Wir wollen eine flächendeckende Mobilitätslösung, dabei aber keine Konkurrenz zu anderen Angeboten wie lokalen Taxiunternehmen schaffen.“ Deshalb sei das Projektteam bereits im Vorfeld mit den örtlichen Taxiunternehmen ins Gespräch gekommen.
Den Anfang machte die Stadt Kelheim mit drei Bussen, die von 6 bis 21 Uhr in Betrieb sind. Im Jahr 2022 zog Neustadt an der Donau nach: „Nun wollen wir das Angebot sukzessive auf weitere Bediengebiete im Landkreis ausweiten – das wird dann der Land KEXI.“ Die jeweilige Kommune des Bediengebiets trägt dabei die Kosten für den Verkehrsunternehmer, der Landkreis übernimmt die Kosten für die Buchungs-App, das Projektmanagement und das Marketing. Beim Land KEXI wird der Landkreis die gesamte Finanzierung tragen.
Bunt gemischte Nutzergruppen
KEXI kann per App oder telefonisch gebucht werden. „Mit rund 85 % nutzt der Großteil der Nutzenden aber die App“, so Grüttner, „es gibt sogar Fälle, wo der Enkel für die Oma per App eine Fahrt bucht und sie muss nur noch zum vereinbarten Zeitpunkt vor die Tür gehen.“ Kürzlich wurde im Rahmen einer Bachelorarbeit eine Befragung zur KEXI-Nutzung durchgeführt, die zeigt, dass das Angebot von allen Altersgruppen genutzt wird. Von Schülern und Jugendlichen über Eltern bis hin zu Rentnern sei alles dabei. Bei der Poolingquote, also wie viele Personen sich im Schnitt ein Fahrzeug teilen, sei noch Luft nach oben: „In Neustadt an der Donau liegen wir derzeit bei 1,5.“
Neben KEXI wird im Landkreis Kelheim übrigens noch ein anderer Ansatz getestet. Im Projekt KehlRide werden autonome Shuttle eingesetzt: „So können Personalkosten für Fahrerinnen und Fahrer minimiert werden, bei KEXI ist das der größte Kostenfaktor.“ Bei der Mobilität in Kelheim bewegt sich also etwas. „Wir machen hier sehr positive Erfahrungen und freuen uns, dass wir unserem Ziel, Mobilität für Alle zu schaffen, näherkommen“, schließt Grüttner.
> Im Rahmen unserer Kampagne "Unterwegs - Vernetzte Mobilität im ländlichen
Raum" stellen wir vielfältige Ansätze für klimafreundliche
Mobilität auf dem Land vor <
