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Das älteste Bürgerbus-Angebot in Bayern - seit über 30 Jahren unterwegs

Bürgerbus im Landkreis Bayreuth

Bügerbus-Flotte im Landkreis Bayreuth
Schon seit mehr als 30 Jahren sind die Bürgerbusse im Landkreis Bayreuth aktiv
© Landratsamt Bayreuth

Beim Start der ersten beiden Bürgerbusse im Jahr 1989 in zwei Teilregionen des Landkreises waren erst wenige Gemeinden beteiligt. Einige Gemeinderäte und Verwaltungen hatten Vorbehalte und wollten sich nicht am Projekt beteiligen. Doch mittlerweile ist das Bürgerbusangebot in der Region fest etabliert und wird sowohl von den Kommunen als auch von den Bewohnerinnen und Bewohnern unterstützt. „Der Bürgerbus ist tief in das Dorfleben integriert“, berichtet Detlev Schmidt, Fachbereichsleiter der Regionalen Entwicklungsagentur am Landratsamt Bayreuth, „es gibt praktisch niemanden, der ihn nicht kennt.“ Schmidt ist seit Beginn am Projekt beteiligt.

In den späten 90er Jahren und im Jahr 2021 wurde das Angebot auf weitere Gemeinden im Landkreis ausgeweitet. Derzeit besteht es aus vier Bussen, die von rund 50 ehrenamtlichen Fahrern gefahren werden und 17 Kommunen bedienen. Das Bediengebiet umfasst etwa 43.000 Personen. Für dieses Jahr ist die nächste Erweiterung geplant, sodass dann fast alle ländlichen Gemeinden des Flächenlandkreises in das System integriert sein werden. Das Projekt wird vom Landkreis betrieben, der die Busse und die Infrastruktur beschafft, steuert, finanziert und Instand hält.

Das Angebot ist eine wichtige Ergänzung für die Mobilität in der Region. Claus Meyer, Erster Bürgermeister der Stadt Betzenstein mit rund 2.500 Einwohnern, sagt etwa: „Ohne den Bürgerbus wäre die Versorgungssituation für unsere Dorfbevölkerung wirklich schlecht. So hat man attraktive Fahrtangebote zum Einkaufen, für den Arztbesuch oder einfach mal zum Kaffeetreff im nächsten Ort.“

Ehrenamtliche Fahrer bilden den Kern des Angebots

Das Wichtigste beim Bürgerbus sei das Fahrerteam, erzählt Schmidt: „Die Ehrenamtlichen engagieren sich weit über den reinen Fahrdienst hinaus. Sie unterstützen zum Beispiel bei Veranstaltungen, verteilen Flyer, kleben Plakate oder tauschen Fahrpläne aus. Auch Gemeinschaftsevents werden organisiert.“ Aufgabe des Landratsamts sei es, diesen ehrenamtlichen Kreis zu erhalten und zu erneuern.

In den letzten Jahren sind die Akquise und der Erhalt von Fahrern die größten Herausforderungen: „Dies erfordert viel Feingefühl und persönlichen Einsatz.“ Doch bisher ist es immer gelungen, genug Fahrer zu gewinnen und zu halten, um den zuverlässigen Betrieb des Bürgerbusses sicherzustellen. In den letzten 34 Jahren waren insgesamt mehr als 300 Fahrerinnen und Fahrer an dem Projekt beteiligt.

Die tiefe Verwurzelung des Bürgerbusangebots in der Gesellschaft zeigt sich auch darin, dass nicht nur Menschen im Ruhestand den Fahrdienst übernehmen. Auch die junge Generation engagiert sich ehrenamtlich, so sind sogar Studenten als Bürgerbusfahrer in Bayreuth tätig. In einigen Familien engagieren sich bereits mehrere Generationen in diesem Projekt.

Mehr als nur Mobilität – soziale Aspekte stehen ganz vorne

Wie Schmidt betont, kennt "wohl niemand im Bediengebiet jemanden, der nicht schon einmal mit dem Bus gefahren ist". Bereits bei einer Umfrage Anfang der 2000er Jahre gaben 90 Prozent der Befragten an, das Angebot zu kennen. Die positive Grundstimmung in allen Bevölkerungsschichten – selbst bei Personen, die den Bürgerbus nicht selbst nutzen – liegt laut Schmidt unter anderem daran, dass der Bus Angehörige entlasten kann. Der Bürgerbus kann hier Fahrten zum Arzt oder Einkaufen übernehmen. Die soziale Dimension des Angebots dürfe deshalb keinesfalls außer Acht gelassen werden: „Die Bürgerbusse erfüllen neben der offensichtlichen, verkehrspolitischen Anforderung eine nicht zu unterschätzende, sozialpolitische Rolle.“ Dem stimmt Harald Wich, Erster Bürgermeister der 860-Einwohner Gemeinde Plankenfels, zu:„Wenn man wissen will, was bei uns in der Gemeinde los ist, dann fährt man Bürgerbus. Er ist weit mehr als ein normales Transportmittel, sondern sozialer Treffpunkt mit großem Wohlfühlfaktor. Für viele wichtiger als die Tageszeitung.“


> Im Rahmen unserer Kampagne "Unterwegs - Vernetzte Mobilität im ländlichen Raum" stellen wir vielfältige Ansätze für klimafreundliche Mobilität auf dem Land vor <

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