„Bis auf eine tägliche Schulbusverbindung gab bzw. gibt es keine öffentlichen Nahverkehrsmittel bei uns“, stellt Anneke Schilling die Situation dar. Als Quartiersmanagerin ist Schilling für die Gemeindeentwicklung im Markt Oberschwarzach mitverantwortlich. „Mit einem kostenlosen Bürgerbus wollten wir vor allem älteren Mitbürgerinnen und Mitbürgern eine verbesserte Mobilität und mehr soziale Teilhabe ermöglichen“, so Schilling. Im Rahmen des Gemeindeentwicklungskonzepts entstand die Idee für einen Bürgerbus für die rund 1.500 Einwohner der Kommune im südlichen Landkreis Schweinfurt.
Doppelstrukturen vermeiden – trotz Erfolg des Bürgerbusses
Die Gemeinde beschloss, auf eigene Kosten einen 9-Sitzer-Bus mit Einstiegshilfe und Komfortausstattung zu leasen. Ein Team von zehn ehrenamtlichen Fahrerinnen und Fahrern und einer Bürokraft auf Minijob-Basis ermöglichte schließlich den Start des Bürgerbusses: „Durch die Corona-Pandemie startete der MOBS verspätet, war jedoch von Beginn an erfolgreich.“ Gebucht werden kann der Bürgerbus für Fahrten zu Ärzten, Einkäufen, kulturellen Veranstaltungen und mehr. Anfang 2023 schloss der Einkaufsladen im Markt Oberschwarzach, der bisher fußläufig erreichbar war. Auch hier bietet der Bürgerbus nun eine wichtige Unterstützung für alle, die nicht selbst Auto fahren können oder wollen.
Seit Mai 2023 besteht in der Region zusätzlich ein alternatives Angebot. Mit dem Pilotprojekt callheinz der Landkreise Schweinfurt und Kitzingen bedient nun ein On-Demand-Bus ein großes Gebiet, unter anderem auch den Markt Oberschwarzach. „Wegen dieses neuen Services und da unser Leasingvertrag ausläuft, wird der Betrieb des MOBS gegen Ende 2023 vorerst eingestellt“, erklärt Schilling, „der Bürgerbus ist ein Erfolg, aber wir wollen keine zwei konkurrierenden Systeme etablieren.“ Das neue Angebot callheinz könnte in Markt Oberschwarzach eine gute Startposition bekommen haben. Das Prinzip eines On-Demand-Systems sei hier dank des Bürgerbusses schließlich schon bekannt.
Stark ausgeprägter sozialer Aspekt
„Eins zu eins kann das neue Angebot unseren Bürgerbus wohl nicht ersetzen“, so Schilling. Besonders der soziale Aspekt sei bei MOBS stärker ausgeprägt: „Es werden auch mal eine halbe Fußballmannschaft oder Fans zu Spielen transportiert, das macht ein anderes System in diesem Umfang nicht.“ Außerdem ist das neue Angebot in ein Tarifsystem eingebunden, während die Nutzung des Bürgerbusses spendenbasiert ist. „Mit dem MOBS konnten wir zudem stark mobilitätseingeschränkte Menschen direkt an der Haustür abholen.“ Das On-Demand-Fahrzeug ist an bestimmte Haltestellen gebunden. „Der Effekt, den der MOBS erzielt hat, lässt sich nicht rein wirtschaftlich ausdrücken“, fasst Schilling zusammen, „die Lebensqualität der Menschen hier hat sich dadurch verbessert.“ Das Team der Ehrenamtlichen trägt das Projekt aus eigenem Antrieb und mit vollem Engagement. Es gibt Menschen, die am liebsten von bestimmten Fahrerinnen und Fahrern gefahren werden. „Hier entstehen persönliche Beziehungen“, freut sich Schilling, „solche Bürgerbusprojekte sind nicht nur mobilitätsfördernd, sondern haben auch einen ganz starken sozialen Aspekt, den man gar nicht hoch genug bewerten kann.“