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Das Dorf nach vorne bringen und regenerativ versorgen

Wärmenetz in Schwabsoien und Schwabbruck

Verlegung von Wärmeleitungen in einer Straße
Im Jahr 2022 startete der Bau des Wärmenetzes in Schwabsoien, das noch bis Schwabbruck erweitert wird
© Simon Toplak
Sicht auf die verlegten Wärmeleitungen Wärmezentrale des Wärmenetzes Schwabsoien Holz wird zu Hackschnitzeln gehäckselt

„Ich habe bereits seit 2015 ein Wärmenetz in der Nachbargemeinde Hohenfurch und weitere Netze in Steingaden und Lechbruck geplant bzw. umgesetzt“, erklärt Herbert Hefele. Er ist Technischer Betriebswirt, plant und baut als selbstständiger Unternehmer unter anderem Wärme- und Glasfasernetze. Als gebürtiger Schwabsoier will er gemeinsam mit Markus Eirenschmalz die Gemeinde mit regenerativer Wärme versorgen: „Wir wollen unser Dorf nach vorne bringen.“ Die ersten Gespräche fanden im Frühjahr 2021 statt, die Gemeinde Schwabsoien stand von Beginn an hinter dem Projekt. Schwabsoien und Schwabbruck sind zwei der 14 Mitgliedsgemeinden der Integrierten Ländlichen Entwicklung Auerbergland in den Landkreisen Ostallgäu, Landsberg und Weilheim-Schongau, bei der die Energiewende ein eigenes Handlungsfeld ist. Unterstützung bei der Bürgerbefragung, der Suche nach passenden Förderungen und der Erstellung von Notarverträgen erhielt die Wärme-Initiative durch die Energiewende Oberland, einer Bürgerstiftung in der Region.

Anschluss von privaten und öffentlichen Gebäuden

Ende 2021 musste der Gemeinderat aus rechtlichen und finanziellen Gründen aus dem Projekt aussteigen. „Wir wollten die Gemeinde als Gesellschafter aufnehmen, aber durch viel Bürokratie ist dies fast nicht möglich“, so Hefele, „es gibt zu viele Regularien.“ Unterstützt hat die Gemeinde das Projekt aber weiterhin. Im Januar 2022 wurde schließlich die Gesellschaft gegründet – der Bau des Wärmenetzes konnte im gleichen Jahr starten. Zusätzlich zur Wärmeleitung wurden Leerrohre zur Übermittlung der Daten mittels Glasfaser eingebaut: „Auch die Gemeinde ist somit zukunftsfähig aufgestellt.“ Die Wärme wird von der ansässigen Firma Eirenschmalz geliefert. Gespeist wird das Wärmenetz mit der Abwärme aus fünf Holzvergasern, dabei dienen drei Hackschnitzelkessel als Redundanz. „Die Firma Eirenschmalz kümmert sich außerdem unter anderem um die Übergabestation und den Lagerplatz für die Hackschnitzel“, sagt Hefele, „das Holz stammt aus der Region.“

Im August 2023 sind bereits 45 Haushalte in Schwabsoien an das rund 3,2 Kilometer lange Wärmenetz angeschlossen, 30 davon beziehen bereits Wärme. Auch der gemeindliche Kindergarten erhielt einen Anschluss. „Die umliegenden Heizungsbauer sind sehr gut mit Aufträgen ausgelastet, deshalb konnten noch nicht alle Heizungen getauscht werden“, erläutert Hefele. Dieses Jahr sollen noch zehn weitere Gebäude in Schwabsoien angeschlossen werden. Die Wärmeleitung wird außerdem bis ins benachbarte Schwabbruck verlegt: „Dort wird das Netz eine Länge von etwa 2,3 Kilometer haben.“ Schneller als geplant wurden die Wärmeleitungen dorthin verlängert, sodass im August das Sportheim in Schwabbruck angeschlossen werden konnte. „Weitere 45 Vorverträge für die Wärmelieferung in Schwabbruck wurden bereits unterschrieben“, freut sich Hefele.

Lob an die Handwerksbetriebe

Das Wärmenetz sei ein wichtiger Schritt für die Kommunen in Richtung klimafreundliches Heizen. Neben dem regulatorischen Aufwand ist vor allem die Vorfinanzierung bei der derzeitigen Zinspolitik eine Hürde gewesen. Dennoch möchten alle Parteien vor Ort die Energiewende realisieren: „Mit beiden Gemeinden und dem Straßenbauamt war die Zusammenarbeit bislang stets konstruktiv.“ Ein weiterer Erfolgsfaktor war, dass die Gesellschafter selbst ständig vor Ort waren und teilweise Leitungen verlegt, oder Termine mit Eigentümern wahrgenommen haben.

„Die beauftragten Firmen, alle einheimisch oder umliegend, verdienen ein großes Lob“, schließt Hefele.

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