In der Flächengemeinde Waakirchen ist nur eine von vier Teilgemeinden - Schaftlach - durch den Bahnhof gut an den öffentlichen Nahverkehr angebunden. „Um diese Lücken im ÖPNV ein Stück weit zu schließen, kam aus der Bürgerschaft die Idee, einen Bürgerbus einzusetzen“, berichtet Norbert Kerkel, Erster Bürgermeister der Gemeinde Waakirchen, „genau so haben wir das nun umgesetzt.“
Haltestellenpaten helfen bei der Finanzierung
Das Konzept basiert auf drei Säulen: ehrenamtliche Fahrer, ein Fahrzeug, das mit jedem Führerschein fahrbar ist und sogenannte Haltestellenpaten. Firmen können als Haltestellenpaten einzelne der knapp 30 Haltestellen sponsern: „Das ist eine gute finanzielle Unterstützung für das Projekt.“ Die Sponsoren können im Gegenzug Werbeflächen an den Haltestellen, auf der Internetseite und auf Flyern und Fahrplänen nutzen. Die Kosten für das Fahrzeug selbst und die Versicherung werden von der Kommune getragen. „Uns war wichtig, dass auf dem Fahrzeug selbst keine Werbung ist“, erklärt Kerkel, „es soll klar erkennbar sein, dass es sich um einen Bürgerbus handelt.“ Priorität hat deshalb die Sichtbarkeit des Slogans „Bürger fahren für Bürger“.
Der Bürgerbus Waakirchen wird von rund 30 Ehrenamtlichen betrieben. Er fährt werktags von acht bis zwölf Uhr sowie Montag bis Freitag zusätzlich von 14 bis 18 Uhr auf zwei Linien, die alle Hauptorte anfahren. Die Fahrt mit dem Bürgerbus ist für alle Bürgerinnen und Bürger kostenfrei. Gestartet ist das Projekt zunächst mit einem Übergangsfahrzeug, da das geplante Elektrofahrzeug eine lange Lieferzeit hatte. Ein Gemeinderat, der ein Autohaus besitzt, bot kurzerhand an, mit einem Leasingfahrzeug auszuhelfen und die Wartezeit zu überbrücken: „So konnten wir schnellstmöglich in Betrieb gehen.“
Zuverlässigkeit als Erfolgskriterium
Die Fahrer wurden über persönliche Ansprachen und Aufrufe über das Gemeindeblatt gefunden. Im Voraus wurden alle Busfahrer durch eine Fahrschule geschult – ebenfalls ehrenamtlich. Von Beginn an finden zudem regelmäßige Fahrertreffen statt.
„Damit das Angebot angenommen wird, ist es wichtig, dass der Bus zuverlässig fährt. Wenn er zu oft ausfällt, sinkt die Akzeptanz“, denkt Kerkel. An Wochentagen könne man bei Ausfall oder Wartung als Ersatz den Vereinsbus des Sportvereins nutzen. Doch bisher ist der Bus zu allen angekündigten Zeiten gefahren und wird gut genutzt. Die Fahrgäste sind bunt gemischt - Senioren, die ihre Einkäufe erledigen, Kinder, die zu Nachmittagskursen möchten, oder Bahnreisende, die zum nächstgelegenen Bahnhof müssen. „Wenn das Fahrgastaufkommen langfristig so konstant hoch bleibt, kann man auch über einen zweiten Bus nachdenken“, schließt Kerkel.