Rund 68 Teilnehmende kamen am 24. Oktober im Rathausfestsaal der Stadt Pfaffenhofen zusammen, um mehr über die praktische Umsetzung der Energiewende im ländlichen Raum durch Kommunen, Bürgerinnen und Bürger zu erfahren. Nach einer Begrüßung durch den Leiter der Bayerischen Verwaltung für Ländliche Entwicklung, Leonhard Rill, sowie Markus Käser vom Mit-Veranstalter Bürgerenergie Bayern e.V., stellte der Physiker Dr. Helmut Muthig dar, wie der Klimawandel weltweit voranschreitet und was wir – auch in Bayern – tun müssen, um unseren CO2-Ausstoß zu senken. Dass dafür ein Wille zur Veränderung und die Zusammenarbeit mit der Natur nötig ist, zeigte schließlich Roland Mangold. Natur und Technik sei kein Widerspruch. Vielmehr müssten wir sicherstellen, dass es der Natur und uns Menschen gut gehe.
Drei Beispiele aus der Praxis
Zunächst stellte Oliver Eifertinger von der Kanzlei Becker Büttner Held vor, wie Kommunen mit gemeinsamen Kommunalunternehmen vom Ausbau der erneuerbaren Energien profitieren können. In der Integrierten Ländlichen Entwicklung (ILE) AOVE in der Oberpfalz wird ein solches Regionalwerk derzeit gegründet. Die Kommunen wollen damit den Ausbau von PV und Wind selbst in die Hand nehmen und die Bevölkerung mitnehmen, so Katja Stiegler, Umsetzungsbegleiterin der ILE AOVE.
Nicht nur Kommunen, auch Bürgerenergiegenossenschaften sind wichtige Treiber für die Energiewende vor Ort, so auch die Bürgerenergie Pfaffenhofen. Bürgerenergie könne ein Innovationsmotor sein, denkt der Vorsitzende Andreas Herschmann. In Pfaffenhofen werden deshalb neben den bereits bestehen Wind- und PV-Anlagen drei weitere Windräder und eine Methanisierungsanlage gebaut, um Methan als Ersatz für Erdgas zu erzeugen.
Den Abschluss des Vortragsblocks bildeten Helmut Luichtl, Bürgermeister der schwäbischen Gemeinde Merching, und André Schwihel von der Energie Südbayern. Gemeinsam entwickeln sie in einem Pilotprojekt eine kommunale Wärmeplanung für die 3.200-Einwohner Gemeinde. Dies sei eine wichtige Grundlage für die Planung von Gebäudesanierungen und Wärmenetzen, sind sich die Referenten einig.
Raum für Austausch schaffen
Die Kaffeepause wurde für anregende Diskussionen genutzt –
über die vorangegangenen Vorträge genauso wie über eigene Projekte der
Teilnehmenden. Entsprechend gestärkt wurde der anschließende
Markt der Möglichkeiten zum weiteren Austausch genutzt. Markus Ruckdeschel von
der Energieagentur Nordbayern und Karl Ehrler, Bürgermeister des Markts
Stammbach, zeigten, wie sie für die Kommunen der ILE Fränkisches Markgrafen-
und Bischofsland die Potenziale für den Wind- und PV-Ausbau interkommunal
ausloten und den Ausbau entsprechend steuern.
Von der
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg waren Mario Rammler und
Oliver Suft vor Ort, um ihre Potenzialanalysen für die Nutzung oberflächennahester Geothermie für die Wärmeversorgung von Einzelgebäuden und über
Wärmenetze zu präsentieren.
Aus der ILE NorA im Landkreis Ansbach reisten vier
ehrenamtliche Bürgerbusfahrer an, die gemeinsam mit dem Umsetzungsbegleiter
Alexander Heinz über den erfolgreichen Bürgerbus der ILE sprachen. Der Betrieb
des Bürgerbusses sei auch durch die Einnahmen aus dem Bürgerwindrad der ILE
möglich. Ein weiteres Projekt aus dem Mobilitätsbereich war das
Carsharingangebot AllgaEu-mobil, das durch Simon Steuer vom Landratsamt
Oberallgäu und Emanual Sana vom Carsharingbetreiber Autohaus Sirch erklärt
wurde. Ziel sei es, langfristig die Zweit- oder Drittwägen durch die
Bereitstellung von Carsharing in den Kommunen zu ersetzen.
Besuch einer Windpark-Baustelle
Am zweiten Veranstaltungstag erwartete die Teilnehmenden der Exkursion ein Highlight. Gerade rechtzeitig wurde beim ersten Stopp – der Baustelle des neuen Bürgerwindparks der Energiegenossenschaft Pfaffenhofen – ein Rotorblatt eines Windrads angeliefert. Die Gäste besichtigten beeindruckt den Turm der Anlage und bekamen von Andreas Herschmann ausführliche Antworten auf alle Fragen rund um den Bau eines Windparks. Anschließend führte die Exkursion zur Energiezentrale des Nahwärmenetzes des Ortsteils Weingartenfeld. Das Blockheizkraftwerk versorgt die Ein- und Mehrfamilienhäuser mit Wärme. Das gegenüberliegende Mehrfamilienhaus ist ein genossenschaftliches Projekt und kann sich einen großen Teil des Jahres mit einer eigenen PV-Dachanlage selbst mit Strom versorgen. Für die Bewohner steht außerdem ein Carsharing-Fahrzeug bereit.
Positive Resonanz
Zum Abschluss der Veranstaltung waren sich die Teilnehmenden einig: mit viel Motivation und den richtigen Kontakten kann die Energie- und Verkehrswende mit und für Kommunen und die Bürgerinnen und Bürger umgesetzt werden. Ganz nach dem Motto der KlimaChancen: die Macherinnen und Macher vor Ort gestalten den Wandel gemeinsam!