„Bereits 1990 gab es in der Region erste Bemühungen, Probleme gemeinsam zu lösen“, erzählt Katja Stiegler, die seit 2014 für die AOVE (Arbeitsgemeinschaft Obere Vils – Ehenbach) arbeitet, mittlerweile als Geschäftsführerin. 1998 wurde der Zusammenschluss schließlich als AOVE GmbH organisiert. Früh bildete sich ein Arbeitskreis zum Thema erneuerbare Energien mit sehr engagierten Mitgliedern. Eines davon war Jürgen Stauber, der heute Prokurist der AOVE-Bürgersonnenkraftwerke GmbH ist. „Es braucht Menschen, die auch mal utopisch denken und die bereit sind, zu organisieren und zu führen“, denkt Stiegler. Daneben müssen auch die Rahmenbedingungen stimmen: „Wir hatten das große Glück, immer Bürgermeister zu haben, die dem Thema offen gegenüberstanden. Der ein oder andere ist vielleicht mal skeptisch, aber insgesamt ist der Zusammenhalt zwischen den Bürgermeistern groß.“
Viele umgesetzte Projekte
In der AOVE wurden in den letzten gut 25 Jahren einige Klimaschutz-Projekte umgesetzt. Ein großer Baustein war die Gründung der AOVE-Bürgersonnenkraftwerke, bei der in neun Kommunen auf 11 öffentlichen Gebäuden Photovoltaik-Dachanlagen gebaut wurden. „All diese Anlagen wurden mit Bürgerbeteiligung realisiert“, sagt Stiegler. Auch eine Aktion zum Austausch von Heizungspumpen war erfolgreich. Dabei erhielten Privathaushalte einen Zuschuss beim Tausch ihrer Heizungspumpen, die durch örtliche Handwerker eingebaut wurden. Innerhalb von sechs Monaten wurden so 531 Heizungspumpen getauscht. Andere Projekte waren etwa eine Initiative, um den PV-Eigenverbrauch der ILE-Bürger zu steigern, der Tausch von Straßenbeleuchtung zu LED oder die Anschaffung von Elektroautos für die Bauhöfe.
„Natürlich gab es auch mal Rückschläge. So wurden vier Fernwärmenetze gebaut, von denen nur noch eines durch die AOVE betrieben wird“, so Stiegler. „Neben weiteren Hindernissen war wegen der damals gesunkenen Ölpreise die Anschlussbereitschaft geringer als noch während der Planungen angenommen.“ Heute jedoch steigt die Nachfrage nach Wärmenetzen wieder.
Gemeinsam zum Erfolg
„Wenn man als Gemeinde oder ILE den Klimaschutz anpacken möchte, sollte man erst einmal überlegen, welche Bereiche man angehen möchte“, rät Stiegler. „Fängt man mit schnell umsetzbaren Projekten an, sieht man rasch Erfolge, die dann auch für langwierige Projekte motivieren.“ Generell sieht Stiegler Vorteile bei der interkommunalen Zusammenarbeit für den Klimaschutz. Die Größe der ILE AOVE sei hilfreich: „Zum einen wirtschaftet es sich leichter, wenn sich mehrere Gemeinden zusammentun. Zum anderen ist es aber für uns manchmal einfacher, Projekte auf ILE-Ebene umzusetzen als etwa für den gesamten Landkreis. Außerdem sind unsere Gemeinden in einem zusammenhängenden Gebiet und haben ähnliche Problemstellungen.“ Wichtig für den Erfolg sei dabei eine gute Kommunikation zwischen den Bürgermeistern.
Bürger frühzeitig einbinden
Einen allgemeingültigen Plan für andere Regionen, die im Klimaschutz aktiv werden möchten, gibt es kaum. Projekte und Aktionen müssen immer zur Region passen. Einige Tipps hat Stiegler aber, die nicht nur für ILE-Gemeinden interessant sind: „Netzwerken ist wichtig. Es gibt bereits einen breiten Erfahrungsschatz, den man nutzen kann.“ In der Metropolregion Nürnberg, in der die AOVE liegt, gibt es zum Beispiel das Forum Klimaschutz und nachhaltige Entwicklung sowie einen Initiativkreis für Klimaschutzbeauftragte in der Metropolregion. Auch das Kompetenznetzwerk Bayern Regional kann eine Anlaufstelle sein. „Daneben haben wir natürlich auch den Austausch zwischen den ILE-Regionen in den jeweiligen Regierungsbezirken“, fügt Stiegler hinzu, „generell werden wir vom Amt für Ländliche Entwicklung Oberpfalz sehr gut begleitet.“
„Wichtig ist auch, sich die eigene Region und die Bürgerschaft anzusehen“, denkt Stiegler, „gibt es bereits aktive Bürger, die ein Projekt unterstützen können. Genauso hilft es, wenn man frühzeitig weiß, wer gegen ein Projekt ist. Oft kann man im direkten Gespräch Vorurteile oder Ängste abbauen.“
Klimaschutz als Zukunftsthema
Derzeit beschäftigt die ILE-Gemeinden vor allem die Klärschlammtrocknung und ‑entsorgung. Einzelne Kommunen haben dafür selbst bereits eine Lösung. Einige andere der ILE-Gemeinden erarbeiten in einem Arbeitskreis gemeinsam mit dem Institut für Energietechnik (IfE) an der OTH Amberg-Weiden passende Konzepte. „Auch innerhalb der ILE können die Bedürfnisse der Gemeinden unterschiedlich sein. Dann können auch mal nur einzelne Gemeinden Projekte angehen“, erklärt Stiegler. Mit dem IfE Amberg arbeitet die ILE bereits lange zusammen: „Hier haben wir einen kompetenten Partner für Klimaschutzprojekte in der Region.“ Neben der Klärschlammverwertung stehen die Entwicklung eines Kriterienkatalogs für Photovoltaik-Freiflächenanlagen, die Integration von Klimaschutz bei der Innenentwicklung und weiterhin die Öffentlichkeitsarbeit auf der Projektliste der ILE.
„Beim Strom sind wir bereits autark“, fasst Stiegler zusammen, „diese Autarkie müssen wir natürlich mit steigendem Stromverbrauch halten. Weitermachen müssen wir auch in anderen Bereichen wie der Wärmeversorgung.“ In der AOVE bleibt Klimaschutz also ein Zukunftsthema.