In den 1950er und 60er Jahren wurden das Haus
und der Garten so renoviert, dass der alte Charakter verloren ging. So
wurden etwa die Fachwerkbalken verputzt und mehrere Garagen in den
Innenhof gebaut. „Meine Frau stammt aus Dettenheim und hat mir nach der
ersten Besichtigung von dem Garten erzählt, den ich zunächst übersehen
hatte“, so Jürgen Kraft, „wir wollten das Erscheinungsbild von damals
wiederherstellen. Schließlich ist die Hofanlage auch ein Stück
Dorfkultur.“ Krafts Sohn war außerdem auf der Suche nach einem großen
Haus für seine Familie, möglichst mit weitläufigem Garten und
freistehend. In einer Neubausiedlung war dieser Traum schwer zu
verwirklichen.
Den ursprünglichen Charakter wiederherstellen
Auch
wenn sie bei der ersten Besichtigung aufgrund des Zustands und der
Bausünden zunächst skeptisch waren, entschieden sich die Krafts dann
doch für den Kauf. Insgesamt knapp 12.000 Stunden Eigenleistung stecken
in der Sanierung, die 10 Jahre dauerte. Die Ausdauer wurde 2021 belohnt, als das Projekt mit dem Staatspreis für Dorferneuerung und Baukultur ausgezeichnet wurde. Die Familie wollte so viel alte
Bausubstanz erhalten wie möglich. Auch was neu gemacht werden musste,
sollte den ursprünglichen Charakter widerspiegeln. Deshalb wurden
überwiegend natürliche Materialien verwendet, bezogen aus der Region:
„Das Holz stammt aus unserem eigenen Wald. Damit bleiben die
Transportwege kurz und wir wissen, woher das Material stammt.“
Verarbeitet wurde das Holz in einem heimischen Sägewerk.
Neben
der nachhaltigen Bauweise achtete die Familie auf saubere Energie. „Mein
Sohn hat auch das Nachbargebäude gekauft und heizt beide nun mit
Hackschnitzeln“, erzählt Kraft. Die PV-Anlage auf dem Dach speist
derzeit noch Strom ins Netz: „Das lohnt sich finanziell noch. Sobald die
Vergütung ausläuft, steigen wir dann auf Eigenverbrauch um.“
Jeder Bauabschnitt als Erfolgserlebnis
Trotz
der vielen Arbeit hat die Familie während der Sanierung nicht an ihrer
Entscheidung gezweifelt: „Wir haben mit jedem neuen Bauabschnitt die
positiven Veränderungen des Anwesens gesehen. Jeder einzelne Schritt,
vom Abriss der Garagen über das Dachdecken bis zum Verputzen, war ein
Erfolgserlebnis.“ So hat Familie Kraft nicht nur ein besonderes
Wohngefühl geschaffen, sondern durch die Sanierung eines Bestandgebäudes
auch die Umwelt geschont: „Wir konnten die Fläche für einen Neubau
einsparen, bestehende Bausubstanz aktivieren und regionale Materialen
verwenden.“
Viele kleine Schritte zur nachhaltig sanierten Hofanlage
19. Januar 2022