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Holz, Kürbisse und ganz viel Engagement

Der Bio-Pionier von Hollenbach: Wie ein Landwirt zur Energiewende beiträgt

Hans Sedlmeir steht lachend vor seiner Anlage
Hans Sedlmeir betreibt ein Biomasseheizwerk inklusive Mikro-Nahwärmenetz
© Christian Dany

„Nur Holz, das anderweitig nicht gebraucht wird, sollte verheizt werden“, findet Hans Sedlmeir, „und es sollte lokal beschafft werden, für mich aus maximal 50 km Umkreis.“ Mit seinem Biomasseheizwerk, mit dem er das Gemeindezentrum von Hollenbach und drei Wohnhäuser versorgt, geht er mit gutem Beispiel voran: „Gut 80 Prozent des Jahresbedarfs an Hackschnitzeln stammt von Restholz aus meinem eigenen Wald. Daneben nutze ich Schnittgut, das beim Auslichten von Gehölzstreifen etwa an Bachläufen anfällt.“

Zum Energiewirt wurde Sedlmeir im Jahr 2015, als er sein Biomasseheizwerk errichtete. Im Jahr zuvor war Sedlmeirs Maschinenhalle abgebrannt, sodass das Heizwerk von Grund auf neu geplant wurde. Da sein Hof direkt neben dem Gemeindezentrum mit Rathaus, Feuerwehrhaus und Kindergarten liegt, konnten diese Gebäude recht unkompliziert an das Heizwerk angeschlossen werden. Ein alter Heizölkessel im Rathaus und Nachtspeicheröfen im Kindergarten wurden ersetzt. Besonders Letztere waren wegen der gestiegenen Strompreise zunehmend zum Ärgernis geworden.

Viele kleine statt ein großes Wärmenetz

In Sachen Energie engagiert er sich für die Gemeinde auch im Arbeitskreis „ELAN“ (Energie, Landschaft, Natur und Naherholung), der schon vor über zehn Jahren im Rahmen der Dorferneuerung gegründet wurde. „Im Arbeitskreis mehren sich zurzeit die Stimmen, die Ölheizung in der Grund- und Mittelschule zu ersetzen“, erzählt er, „hier würde sich der Bau einer Biomasse-Heizzentrale anbieten, an die auch Gebäude in der nächsten Umgebung angeschlossen werden können.“ In der Gemeinde gibt es schon mehrere solcher „Mikro-Wärmenetze“ an die jeweils nur einige wenige Objekte angeschlossen werden: „Wegen der oft großen Entfernungen in einem typischen Straßendorf sind die kleinen Systeme effizienter als ein größeres Wärmenetz.“ Nur das Nachbardorf Igenhausen habe einen Nahwärmeverbund mit über 50 Anschlüssen, der fast den ganzen Ort überspanne.

„Das Ganze steht und fällt mit der Person, die es durchzieht“, meint Sedlmeir. Neue Nahwärmeunternehmer könnten heute auf den Erfahrungen der Pioniere aufbauen. „Technisch und organisatorisch ist das keine große Sache mehr“, beteuert er. Pioniergeist hat Sedlmeier immer wieder bewiesen. Bereits Anfang der 90er-Jahre hat er den ersten Hackgutkessel auf seinem Hof einbauen lassen, auch eine Photovoltaikanlage hat er schon lange: „Wenn bald die gesetzliche Einspeisevergütung für den Solarstrom ausläuft, möchte ich auf Eigenverbrauch umsteigen.“ Dazu will er den Energieverbrauch senken, sich einen Batteriespeicher zulegen sowie Maschinen und Fahrzeuge mit Elektroantrieb anschaffen.

Gemeinsam neue Wege gehen

Auch in der Landwirtschaft geht Sedlmeier gerne neue Wege. Schon 1991 ist er dem Bioland-Verband beigetreten und baut inzwischen hauptsächlich Ölkürbisse an: „Eine spezielle Maschine erntet nur die Kerne. Das Fruchtfleisch bleibt als Dünger auf dem Feld.“ Mit acht Bio-Landwirten im Aichacher Land hat er sich 2019 zu einer Anbaugemeinschaft zusammengeschlossen. „Die Kürbiskerne werden zum Teil zu Snack-Ware veredelt. Den Großteil kaufen Bäcker in der Region“, verrät der Bio-Pionier. Seine Leidenschaft für die Landwirtschaft und Energieerzeugung lebt er auch durch „Futter-Dung-Kooperationen“ mit zwei Bio-Biogasanlagen. Dabei liefert er Kleegras an die Biogasanlagen und bekommt dafür in der gleichen Nährstoffmenge Gärdünger, den er auf seinen Feldern ausbringen kann.

„Wir müssen unsere ‚Alles-immer-Mentalität‘ hinterfragen und zu einem bewussteren Lebensstil finden“, sagt Sedlmeir über seinen Antrieb als Ökobauer und Energieerzeuger. Ihm ist wichtig, möglichst heimische, umweltverträgliche Ressourcen zu nutzen und merkt an: „Der Ölpreis kennt nur noch eine Richtung: nach oben.“ Da sei es nur eine Frage der Zeit, bis weitere Nachbarn, mit denen er die Anschlussmöglichkeit ans Biomasseheizwerk schon abgeklärt habe, auf ihn zukämen. Sedlmeier freut sich schon darauf, noch mehr Hollenbacher mit seiner Bioenergie zu versorgen.

 

Text: Christian Dany, Miriam Lohmüller

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