Wer ans Wärmenetz angeschlossen ist, genießt ganzjährig heißes Wasser und warme Räume zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien, selbst zu Spitzenlastzeiten. „Eine Vorgabe von Naturstrom, die das Heizwerk gebaut haben, war eine Wärmeversorgung mit komplett erneuerbaren Energien“, erinnert sich Willi Mirus, Beauftragter für den Nahwärmenetzbau, „deshalb haben wir uns für die Kombination aus Solarthermie und Biomasse entschieden.“ Die Solarthermieanlage deckt jährlich etwa ein Viertel der Heizenergie ab. Eigentlich wollten sie den alten Heizkessel der örtlichen Schule für die Deckung der Spitzenlast nutzen, doch heute ist Mirus froh, auf fossile Brennstoffe verzichten zu können. Mirus, ehemaliges Gemeinderatsmitglied, war Initiator und Sprecher des Bürgerarbeitskreises für erneuerbare Energien in Moosach und begleitete das Projekt von Anfang an.
Wärmenetz in Gemeindehand
Das Heizwerk gehört der Firma Naturstrom , das ist Netz in Gemeindehand: „Die Gemeinde hat das Wärmenetz gebaut und an Naturstrom verpachtet.“ Die Investition zahlt die Gemeinde über 30 Jahre über Pachteinnahmen ab. „Deshalb hat die Gemeinde auch keinen Baukostenzuschuss von den ersten 70 Anschlussnehmern verlangt“, so Mirus, „wer früh auf das Wärmenetz umstieg, zahlte nur die Anschlusskosten.“ Mirus hält diese Kooperation für einen guten Ansatz, da die Kosten für das Heizwerk für eine kleine Gemeinde wie Moosach kaum tragbar gewesen wären.
„Ursprünglich planten wir im Arbeitskreis ein kleineres Wärmenetz“, führt Mirus aus. Doch dann wurde für Moosach mit Förderung durch das Amt für Ländliche Entwicklung Oberbayern ein Quartierskonzept erstellt. „Das Ingenieurbüro dme Rosenheim, welches das Energiekonzept erarbeitet hat, wollte sichergehen, dass ein Wärmenetz langfristig rentabel ist. So wurde klar, wir brauchen mindestens 70 Anschlussnehmer“, sagt Mirus, "wegen niedriger Ölpreise war das damals schwer".
Acht Jahre bis zum fertigen Wärmenetz
Dank ehrenamtlicher Arbeit, Informationsveranstaltungen und vielen Einzelgesprächen wurden genügend Anschlussnehmer gefunden. „Heute wäre das anders. Mittlerweile bekommen wir ständig Anfragen von Bürgerinnen und Bürgern, die sich nun doch anschließen wollen“, stellt Mirus angesichts der heute hohen Energiekosten fest.
Knapp acht Jahre dauerten Planung und Bau, bis das Netz und die Heizzentrale fertig waren. „Wir sind sehr zufrieden, die Anlage funktioniert hervorragend“, freut sich Mirus, „seit Ende Mai haben wir kein einziges Hackschnitzel gebraucht. Die Solarthermie deckt den kompletten Bedarf ab.“ Im Winter übernehmen zwei Biomassekessel (je 550 kW) die Wärmeversorgung, die mit Hackschnitzeln aus maximal 40 km Umkreis und ausschließlich mit Restholz gefüttert werden. Zudem unterstützt ein kleiner Heizkessel (390 kW) im Sommer die thermische Solaranlage (1000 kW), ein 100 m³ Pufferspeicher dient der Versorgungsicherheit.
Erfolgsfaktor: Einbindung der Bürger
„Ohne die Bürger geht’s nicht“, betont Mirus, „es gibt natürlich immer welche, die dagegen sind. Doch solange es mehr Menschen gibt, die das Projekt unterstützen, kann es auch gelingen.“ Ein weiterer Erfolgsfaktor in Moosach war die Unterstützung durch die Gemeinde. Einige Gemeinderäte waren Mitglieder im Energie-Arbeitskreis. Außerdem wurden öffentliche Gebäude wie die Schule gleich zu Beginn an das Wärmenetz angeschlossen - das schuf Vertrauen.
Klimaneutralität bis 2030
Um bis 2030 klimaneutral zu werden, müssen auch Bereich wie Mobilität und Stromerzeugung mitgedacht werden. So wurden die gesamte Straßenbeleuchtung sowie die Beleuchtung der gemeindlichen Gebäude auf LED umgestellt. Fünf Photovoltaik-Anlagen gibt es auf öffentlichen Gebäuden, unter anderem auf dem Rathaus, der Kläranlage und dem Bauhof. Auch auf der Heizzentrale befindet sich eine PV-Anlage.
Ein weiteres, aktuelles Projekt ist das neue Bürgerwindrad mit einer Nennleistung von 4260 kW, das zwischen Fürmoosen und Taglaching steht. "Das Interesse groß war. Bereits vor dem Bau wollten sich mehr Bürgerinnen und Bürger beteiligen als es Anteile gibt. Das war natürlich ein Grund mehr, ein Windrad zu planen“, erinntert sich Mirus. Das zeigt den starken Willen der Gemeinde, fossile Energien zu ersetzen und selbst davon zu profitieren.
Der Erklärfilm fasst das Projekt anschaulich zusammen.